A Gift … :: Die Schmuck-Box zum 30. Jubiläum des Abschieds-Albums
Eine CD-Box wie eine Gebotstafel von Moses; von solider Gestalt und rosa-weiß gestreift. So kommt die opulent ausgestattete Gedenkausgabe des finalen Albums des Londoner Trios The Jam zum 30. Jahrestag daher. Der von ihrem Stammlabel Polydor UK im vergangenen Jahr veröffentlichte Schuber enthält ein großformatiges Buch im LP-Format, das auf über 100 aufwendig gedruckten Seiten zeitgenössisches Material zusammenfasst: Interviews, Bandfotos, Zeitungsausrisse und Chartslisten.
Dazu kommt ein Reprint des „Transglobal Express“, mit dem im März/April 1982 das britische Tourprogramm von The Jam begleitet wurde. Paul Weller trug damals noch eine Mäxchen-Frisur mit Mittelscheitel. Die Kollegen Bruce Foxton (Bass) und Rick Buckler (Drums) sahen aus wie aus der legendären britischen Polizeiserie „Die Profis“. Für Freunde von Devotionalien gibt es die drei tollsten Fotos noch einmal als kartonierte Pin-up-Druckwerke im DIN-A-4-Format. Weller solo vor dem Londoner British-Telecom-Tower, The Jam für den Spind. Oder die Band gemeinsam im Bahnhof für die Pinwand in der WG-Küche.
Wenn bislang noch kein Wort über die Musik gefallen ist, so entspricht das durchaus dem Charakter dieser Luxusausgabe von „The Gift“. Im Rückcover des Schmuckbandes sind schließlich vier Ton- und Bildträger zu finden: die ursprüngliche LP als Bonus-CD mit Singles und B-Seiten. Eine CD mit Demo-Material, ein weitere Live-CD mit dem Wembley-Auftritt vom Dezember 1982 sowie eine DVD, auf der Paul Wellers notorischer Vater euphorisiert einen Auftritt von The Jam in Birmingham anmoderiert.
Und „The Gift“ selbst? Ein typisches Spätwerk einer (Neo-Mod-)Band, die noch ein letztes Mal ihrer Auflösung trotzte. Unter Wellers Ägide hatten sich The Jam 1982 noch stärker in Richtung R&B bewegt – mit Ausflügen zum Britfunk sowie dem Nummer-eins-Hit „Town Called Malice“ im Zentrum. Der übermächtige Frontmann überführte sein Soul-Faible bereits 1983 gemeinsam mit dem Organisten Mick Talbot in das streetsmarte Dandy-Duo Style Council. Foxton und Buckler verschwanden in der Semi-Prominenz. Fazit: eine Angelegenheit für echte Weller-Fans. (Polydor/Universal) Ralf Niemczyk