A-ha – How Can I Sleep With Your Voice In My Head :: WEA
Das hat nichts mit der Musik auf dieser Liveplatte zu tun, aber – ist die Vorstellung nicht unvorstellbar deprimierend, als Mitglied von a-ha auf Tour zu sein? Die sind jetzt alle über 40 und spielen zu großen Teilen die gleichen Stücke wie vor 17 Jahren (auf der regulären CD sind es sechs von 14). Nur die schiere Größe der Hallen bewahrt einen unter solchen Umständen vor dem gefräßigen Selbstzweifel, man befände sich auf einer Oldie-Tour, wo das Wort „Kult“ auf dem Plakat steht, und die Menge der Mädchen, die am Garderobeneingang warten, wird immer überschaubarer. Das sieht man im Tourfilm, der auf der limitierten Bonus-CD ist Da essen a-ha in einer Turnhalle zu Mittag, Sänger Motten Harket bekommt lustige Handschellen zum Geburtstag, wirklich wie auf dem Ausflug des Lehrerkollegiums.
Es kann praktisch nicht sein, dass man das den Konzerten oder der Platte anhört, denn aha fühlen sich ja professionell und frisch genug, so frisch sogar, dass sie ab und zu neue Musik machen. „The Sun Always Shines On TV“ zum Beispiel klingt hier trotzdem schwerfällig, ächzt unter hochgedrehten Gitarren, trägt als Zeichen der Tradition einige fürs Originaljahr 1985 typische Synthesizer-Sounds und andere, die sie bei der Modernisierung draufgesetzt haben. Harket bleibt ein guter Pop-Sänger, aber er wird weich. Der harsche Befehlston war an den Norwegern immer so reizend gewesen: Talk to me! Touch me! Take on me! (Viele hörten nur: Komm ins Bett!) Sie spielen auch Stücke ohne Hit-Alarm, das gute „Manhattan Skyline“, das sehr gute, „I’ve Been Losing You“, insgesamt natürlich mehr neue, erwachsene Songs, aber die können nie so gut sein wie das, was sie sich damals mit Schweißbandhänden erarbeitet haben. Man fragt sich vielmehr, wo überhaupt die Mädchen an der Garderobentür herkommen. Kann man a-ha heute noch entdecken?