A little touch of Nilsson :: Eine Auswahl von Schmilssons Schalplatten
„Pandemonium Shadow Show Nach den Charts-Erfolgen von Three Dog Nights „One“-lnterpretation und Nilssons Fred-Neil-Cover „Everybody’s Talking“, die sich ursprünglich auf seinem kommerziell erfolglosen zweiten Album „Aerial Ballet“ (-k-k-k 1/2) befanden, entschloss Nilsson sich, aus diesem Werk und seinem überlegenen psychedelisch beatlesken Debüt „Pandemonian ShadowShow“ (* * * ) von 1967 ein neues Album zu destillieren. Um den Aufnahmen den (psychedelisch-irren) Zeitgeist auszutreiben, mischte er die besten Stücke der beiden Platten neu und nahm einige Gesangsspuren noch einmal auf. Als Album funktioniert „Aerial Pandemonium Ballet“, das wohl erste Remix-Album des Pop, tatsächlich besser, auch wenn der Charme der Originale teilweise verloren geht. 4,0
„HARRY“ (1969)
Sein bestes Album schrieb Nilsson unter dem Einflussvon Randy Newman, den er kurz zuvor entdeckt hatte. Besonders gelungen: das nostalgieselige „Nobody Cares About Railroads Anymore“. Zudem covert er das noch unbekannte Newman-Stück „Simon Smith And The Amazing Dancing Bear“. Doch auch die Beatles sind auf „Harry“ in Songs wie „Mournin‘ Glory Story“ und „The Puppy Song“, das Nilsson im Auftrag McCartneys für Mary Hopkins schrieb, präsent. Nilssons „Mother Nature’s Son“ war zudem Johns und Pauls liebstes Cover .4,5
„NILSSON SINGS NEWMAN“ (1970)
Die besten Interpretationen früher Randy-Newman-Songs, die nicht von Newman selbst stammen. Zu delikaten Orchester-Arrangements singt Nilsson mit seiner variablen, manchmal engelsgleichen Stimme höchst konzentriert scheinbar banale Tragödien wie „Love Story“, „Yellow Man“, „Cowboy“ und „So Long Dad“. „Caroline“ hatte Newman sogar für den Kollegen geschrieben. 4,0
„THE POINT!“ (1971)
Die Idee für das moderne Märchen „The Point!“ kam Nilsson auf seinem ersten Acid-Trip. Der kleine Oblio ist der einzige Rundköpf ige in einer Welt der Spitzköpfe. Seine Mutter strickt ihm daraufhin eine Zipfelmütze, doch er bleibt trotzdem ein Außenseiter. Die Geschichte, die sich allein um das Wortspiel zwischen po/nt(Spitze, Zipfel) und pointless (witz- oder zwecklos) dreht, ist laut Nilsson „the world’s longest pun“ – doch er würzt die Erzählung mit einigen herrlich gewitzten Pop-Songs wie „Me And My Arrow“ und „Think About Your Troubles“. 3,5 „NILSSON SCHMILSSON“ (1971) Die populärste, erfolgreichste und eingängigste Platte von Harry Nilsson. Das Verschrobene hat er an die Leine genommen (obwohl das Cover anderes vermuten lässt); Schmilsson singt fragile Balladen, Rock und Calypso-Komödienhaftes wie das drollige „Coconut“. Wenig Klamauk. Und „Without You“ ist natürlich auch drauf. 3,5
„SON OF SCHMILSSON“ (1972)
Dem Wunsch der Plattenfirma, möglichst schnell einen Nachfolger zum kommerziellen Durchbruch „Nilsson Schmilsson“ zu produzieren, begegnet Nilsson mit Hohn und Spott. „Baby, baby come back -1 need you to make a good track“, grölt er gleich zu Beginn, begleitet von Bobby Keys Sax im humorig betitelten „Take 54“. Slicker 70s Pop und Refrains wie „You’re breaking my heart/ You turn it apart – so fuck you“ und „l’d rather be dead than wet my bed“ (gesungen von einem Rentnerchor) dürften nicht das gewesen sein, was sich RCA nach dem Schnulzenhit „Without You“ ge-Schmilssons Schallplatten „A LITTLE TOUCH OF SCHMILSSON IN THE NIGHT“ (1973) Damals noch nicht an der Tagesordnung: ein Album mit amerikanischen Standards, wie es später von Tony Bennett bis Rod Stewart beinahe jeder Sänger aufnahm. Schmilsson engagierte den Orchesterleiter Gordon Jenkins und schwang sich zu glänzenden Gesangsleistungen auf – bei so offenkundigen Schmachtfetzen wie „Me And My Gal“, „Makin‘ Whoopee!“, „Always“ und „As Time Goes By“. Damals waren die Stücke freilich kaum 40 Jahre alt. Eine spätere Edition enthält auch „Somewhere Over The Rainbow“. Sogar „Like lee In The Sunshine“ hätte Nilsson verkaufen können. 3,0
„PUSSY CATS“ (1974)
Das Album zum Verlorenen Wochenende: Noch besser als Lennons „Rodc’n’Ro//“dokumentiert „Pussy Cafs“den Irrsinn des dekadenten Rock-Adels in Los Angeles in der Mitte der 70er Jahre. Orientierungslos angeleitet von Lennon, quält sich Nilsson mit kaputter Stimme durch spectorianische Klangwälle und holperige Arrangements. „Many Rivers To Cross“ ist so anrührend wie schwer erträglich, „Subterranean Homesick Blues“ hat noch Titel und Text mit Dylans Song gemein, bei „Mucho Mungo“ wird nach Lennon-Art geblödelt, und „Rock Around The Clock“ versumpft mit drei Trommlern, aber ohne Takt im Brandy- und Kokain-Chaos. 3,0
MAIK BRUGGEMEYER, ARNE WILLANDER