Abba

Als sie 1978 nach Japan reisten, hatten sie eine weniger gute Platte („Abba – The Album“) hinter und eine weniger gute („Voulez-Vous“) vor sich. England war erobert worden, Amerika leistete Widerstand. Am Flughafen (die Herren schoben das Gepäck selbst) wurden sie von Claqueuren und einer offiziellen Delegation begrüßt. Auch das Fernsehen wollte gleich ein paar Worte von den in Japan weithin unbekannten Schweden hören. Die antworteten mit stoischer Ruhe. Chaotische Pressekonferenzen, alberne Playback-Auftritte mit drübergelegtem japanischen Gesang und hektische Autogrammstunden in Plattengeschäften folgten. Immer wieder versicherten Björn und Agnetha, sie seien sehr gern im Land – schade nur, dass sie so gar nichts davon sehen könnten. Aber beim nächsten Mal!

Die Dokumentation wurde für das japanische Fernsehen gedreht, weshalb (wenigstens bei der Vorab-Version) kein englischer Off-Kommentar und keine Untertitel das irre Treiben erklären. Manchmal wird freilich abenteuerliches Englisch gesprochen. Unweigerlich denkt man an Bill Murray in „Lost In Translation“: Sofia Coppolas Film wurde ja Xenophobie, gar Rassismus vorgeworfen – doch die Foto-Sessions und Interviews von Abba haben genau dieses Hilflose, Somnambule, manchmal Belustigte der Murray-Figur.

Das eigentliche Konzert ist ein routinierter Auftritt, bei dem der damals schon beträchtliche Reigen von Hits in bizarren Kostümen dargeboten wird. Die Japaner steigern sich in eine schwer begreifliche Hysterie hinein, die freilich ein Jahr zuvor auch bei den Australiern zu beobachten war. Der unter Flugangst leidenden Agnetha ist am deutlichsten anzumerken, dass sie die Strapazen nicht mehr lange ertragen wird. Der Gipfel war überschritten, der Abstieg dauerte vier Jahre.

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