Alpinestars – White Noise: Pop als Schutzbehauptung für nicht richtig gute Dancefloor-Beats :: VIRGIN
Die 24-Stunden-Party-Menschen in der „Hacienda“ in Manchester haben niemals zu Stücken von New Order oder den Stone Roses getanzt Die ganzen Sommer der Liebe lang lief dort ausschließlich amerikanische House Music, die für Indie-Kids wie Stumpfsinn klingt – der große Dance-Gitarren-Crossover bestand nur darin, dass Dance- und Gitarrenmusiker vorübergehend die gleiche Droge nahmen und sich im Überschwang gegenseitig Remixe versprachen. Man produziert für unterschiedliche Ansprüche, und obwohl das Duo Alpinestars aus Manchester im Jahr 2002 auf den gleichen Synthesizern spielt wie Giorgio Moroder und Laurent Garnier, wird ihre Musik nie dort aufgelegt werden, wo man mit Turnschuhen nicht reinkommt.
Es könnte die passenden Hörer auch abschrecken, dass die Alpinestars als „Dance-Art“ angekündigt werden, als „Grenzgänger“ mit „Beats“. Die „Beats“ gibt es wirklich auf dem zweiten Album „White Noise“, aber sie haben eine so untergeordnete Stellung wie bei völlig ungekreuzter Popmusik. Der Gesang steht in der Mitte, Keyboards ersetzen ein paar Gitarren, schrammein, solieren, verkürzen die Wartezeiten und können mit allen gelungenen Special Eflects nicht davon ablenken, dass man die Alpinestars an der Güte ihrer Songs messen muss. Das hat man bei den Stone Roses und New Order auch getan.
„Love Craft“, ein mondscheinkühles Gutenacht-Lied, „Hotel Parallel“, luftleichter Singsang mit Refrain im Stil der Pet Shop Boys, der chemische Blues „Carbon Kid“, gegeifert von Placebos Brian Molko. Gute Beispiele, vielleicht Ohrwürmer. Mit „Crystal Night“ gelingt den Alpinestars ein großartiges Genre-Stück: Siebziger Softporno („Emanuelle am Flughafen“) mit geseufztem Gesang, gehauchten Geigen, sehnsüchtigen E-Pianos. Meistens aber sind es lahm phrasierte Sprechgesänge und Keyboard-Motive, die auf und ab schwappen und sich selbst annullieren. Der Pop ist die Schutzbehauptung dafür, dass der Dance nicht richtig gut ist (und umgekehrt).