Alternativen
Damien Jurado – Ghost Of David (Subpop/Cargo)
Hier kommt ein echtes Kind von Traurigkeit: Selten hat man einen Songwriter gehört, der sich so ausschließlich mit den tragischen Seiten des Lebens beschäftigt. Dabei wirken die Songs musikalisch gar nicht mal so trübe – sehr spärlich arrangiert zwar (nur David Bazan alias Pedro The Lion macht gelegentlich mit), aber eigentlich ganz munter. Doch der schicksalshafte Hauch in seiner Stimme klingt schon nach Nick Drake. 3,5
International Airport – Nothing We Can Confrol (Geographic/Hausmusik)
Ihren Namen hat die achtköpfige Glasgower Band wahrscheinlich in der Lotterie gewonnen. Von Großflughäfen ist jedenfalls nichts zu hören, dafür gleitet ihre Musik so friedvoll und unaufgeregt ins Ohr, dass man im Hintergrund entspannte Nachmittage in der Landkommune vermutet. 3,0
The Red Krayola – Blues Hollers And Helios (Cargo)
Seit über 30 Jahren führt der texanische Gitarrist (und mittlerweile Kunstprofessor) Mayo Thompson seinen Feldzug gegen die Gefühlsseligkeit in der Rockmusik. Der 17-minütige Opener „Container Of Drudgery“ beginnt entsprechend unterkühlt, doch nach knapp einem Drittel geht die Band in ein uhrwerkartiges Stakkato über, das den Hörer umgehend in Trance versetzt. Auch der Rest der Platte zeigt die Band in sehr guter Form. 4,0
Joan Of Arc – The Gap (Jade Tree/Cargo)
Wer die Kreuzung von Simon & Garfunkel mit Cpt. Beefheart für unmöglich hält, sollte hier reinhören. Eine sanfte Stimme singt Verse, die als Pop-Song gemeint sein könnten, doch die Band vermeidet alles, was irgendwie nach konventionellen Harmonien klingt und ergründet lieber das freie Spiel der Kräfte, ganz vorsichtig und ohne viel Lärm. Ein verwirrendes Werk, doch wenn plötzlich Steicher einsetzen („Me And America…“), wird es auf einmal richtig zuckrig. 3,5
Dieselhed – Chico And The Flute (Cargo)
Virgil Shaw und seine Männer sind hierzulande höchstens ein Geheimtipp.
Ob sich das mit der fünften CD ändert, bleibt fraglich. Dir lakonischer Humor, der immer so angenehm an Camper Van Beethoven erinnert, kommt hier nur sporadisch zum Zuge. Dafür häufen sich retrospektive Stilübungen in Sachen US-Pop, die auch Ween kaum ironischer hingekriegt hätten. 3,5
Umsei Yatsura – Everybody Loves Urusei Yatsura (Cargo)
So weit (wie der Plattentitel verspricht) sind wir zwar noch nicht, doch auf ihrem dritten Album entwickeln die schottischen Lo-Fi-Pioniere weit mehr Druck als vorher. Den schroffen, leicht exzentrischen Sinn für Pop-Themen haben sie mit Pavement und den benachbarten Magoo gemein, und manche Songs hätten gar das Zeug zum Radio-Hit. Aber da niemand sie glattgebügelt hat, darf die Fangemeinde noch eine Weile unter sich bleiben. 3,5.
Slo-Mo – Novelty (Acid Blues/Cargo)
Auf die Idee, Folk-Blues mit Dope-Beats und neuartigen Sounds zu kombinieren, waren bereits G-Love, Ben Harper oder Alabama 3 gekommen.
Mike „Slo-Mo Brenner, als Dobro-Virtuose mit den Jayhawks und Pete Townshend aktiv, kommt auf seinem Solo-Debüt trotz Mithilfe der Beckschen „Loser“-Crew nicht so recht auf den Punkt. Treffer wie „Country Girl“ bleiben rar, ansonsten finden Experiment und Traditionspflege kaum zusammen. Und den Gesang sollte er auch lieber anderen überlassen. 2,5
Barbara Manning – Under One Roof (Innerstate/Cargo)
Kein neues Material, aber eine schöne Zusammenstellung vergriffener Singles und sonstiger Raritäten, die den Weg der mittlerweile im Hessischen ansässigen Kalifornierin pflasterten. Leider nicht ganz vollständig, doch dafür entschädigt die liebevolle Aufmachung mit ausführlichen Kommentaren zu allen Songs. Aus dem Neo-Folk ist nicht viel geworden. Immerhin: Früher musste man als Eleve nach Frisco, heute kommt der Künstler nach Europa. 4,0