Alternativen

Desaparecidos Read Music/Speak Spanish (Clearspot/Efa)

Man muss schon genau hinhören, um zu hören, dass hier Conor Oberst von den Bright Eyes am Werk ist – d. h. so genau natürlich auch nicht, denn seine Stimme ist unverkennbar. Ansonsten bewegt er sich hier allerdings auf weitaus härterem Terrain. Keine akustisch-verträumten Kopfhängerhymnen, eher knallharter Emocore a la At The Drive-In. Ab und zu muss man auch an die Pixies oder „Pornography „vonThe Cure denken. So mitreißend das manchmal ist, so sehr sehnt man sich nach dem letzten Bright Eyes-Meisterwerk „Fevers & Mhrors“ nach einem Nachfolger. Aber die Erklärung für diesen Seitensprung liefert Conor Oberst selbst. „You wake up and write some songs with no souL“ Das hat aber er aber glücklicherweise nicht geschafft. 3,0

Jeffrey Lewis -The Last Time I Did Acid I Went Insane (Rough Trade/Sanctuary Man könnte sich gut vorstellen, dass die vorliegenden Aufnahmen zufälligerweise in einem alten Karton in einer versifften Bude im Chelsea-Hotel in New York gefunden wurden, nachdem der Bewohner, ein alter Beatnik, der hier eingezogen war, um seinen Freund Herbert Huncke von Zeit zu Zeit zu sehen, mit der Nadel einen gehörigen Schaden angerichtet hatte (wie Neil Young sagen würde) und mit den Füßen zuerst rausgetragen werden musste. Tatsächlich handelt es sich aber um Aufnahmen des New Yorker Comiczeichners und Anti-Folkies Jeffrey Lewis, einem guten Freund der Moldy Peaches, der auch deren Albumcover mitgestaltete. Er muss sich mit einer akustischen Gitarre und ein paar Freunden vor einen Kassettenrecorder gesetzt haben, um diese manchmal todtraurigen, manchmal urkomischen, also: tragikomischen Songs aufzunehmen, z. B. „The Chelsea Hotel Oral Sex Song“, einer skurrilen Fußnote zu Leonard Cohens „Chelsea Hotel . Eine Produktion ist beim besten Willen nicht auszumachen: No-Fi „If l had a girl on lOth Avenue/ I know exactly what she would do/ She would wander at day/ Look at all the guys/ Find someone who’s read more books and has bluer eyes/ And then she’d leave me and I´d walk back east alone.“ Das hat was vom ehemals fantastischen Ingo-Insterburg-Klamauk und hilft einem vortrefflich, es sich in der Absurdität gemütlich zu machen.4,0

Pedro The Lion -Control (JADE TREE/CARGO) Nach dem formidablen letzten Album „The Only Reason I Feel Secure“ hat David Bazan aka Pedro The Lion schon fast den Status von Untergrundheroen wie Sebadoh erreicht Seine Songs erinnern in ihrer Lakonie und Schroffheit an das Frühwerk von Smog, wenngleich sie weitaus weniger hoffnungslos erscheinen. Das nun bereits vierte Pedro The Lion-Album, „Control“, untermauert durch seine im Gegensatz zum Vorgänger angenehm reduzierte Instrumentierung mit Gitarrenmalströmen, mitreißenden Melodien, gar kleinen Hymnen wie „Penetration“ eindrucksvoll. „If it isn’t penetration man it isn’t worth a kiss.“ 3,5

Tom Liwa & Florian Glässing -Lopnor (NORMAL/INDIGO)

Der eine, rastlos, ein fahrender Sänger mit einem Schaffenswut, die beängstigend ist, meist auch beängstigend gut – der andere, ein behutsamer Songschreiber, unsicher und etwas nachlässig, wenn es um die Dokumentation seines Schaffens geht. Thematisch sind die beiden nicht weit voneinander entfernt: Identitätskonstruktionen, die Brüche aufweisen, die mit den Paradoxen leben -Zen. Die Songs teilen sie untereinander auf und helfen sich aus, der Harmoniegesang ist berückend. Alles verhalten gespielt, ein Pianotupfer hier, ein winziges Streicherarrangement dort. Entspannter Kammerfolk. Liwa sucht Spuren in der Erinnerung, Glässing wagt sich an die Gegenwart, ist näher dran – und weiter weg. „Ich will noch liegen bleiben/ Schlaf nicht mit mir.“ 3,5

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