Alternativen von Maik Brüggemeyer :: The Walkmen – Everyone Who Pretended To Like Me Is Gone

The Walkmen – Everyone Who Pretended To Like Me Is Gone

Mögen Revivals auch einen großen sentimentalischen Wert haben, scheint die manchmal auch etwas einfallslose Replikation der alten Heldentaten auf die Dauer doch etwas langweilig. Die Vines oder The D4s mögen momentan noch begeistern, bugsieren das Punkrevival aber in die Sackgasse. In New York, wo Punk immer Teil einer lebhaften Kunstszene – man denke an das CGBG’s, Richard Hell, Patti Smith, Tom Verlaine – war, scheint man einen Schritt weiter. So stehen Bands wie Radio 4 oder und vor allem die fabelhaften Liars für den Spagat zwischen Tradition und behutsamer Avantgarde. The Walkmen, bestehend aus Mitgliedern der leider nicht mehr existierenden, ehemaligen „Zukunft des Rock’n’Roll“ in US-Indie-Kreisen Jonathan Fire Eaters und der Recoys, fügen sich viel versprechend in diese Reihe; ihr Debüt-Album mit dem wundervollen Titel „Everyone Who Pretended To Like Me Is Gone“ schließt die kleine Lücke zwischen Television und späten Sonic Youth und erzeugt eine Stimmung, die ähnlich dunkel daherkommt wie einst Joy Division, The Velvet Underground oder heute Interpol. Vieles scheint bekannt, und doch erzeugen The Walkmen eine Spannung, die einen nur schwer loslässt: diese schimmernde Orgel, diese nervösen Gitarren, dieses unberechenbare Schlagzeug. Die Songtitel sagen eigentlich schon alles: „They’re Winning“ und „I’m Never Bored“ . (TSALITRES/APRICOT) 4,0

Wiskey Biscuit – Loose Music

Dass Wiskey Biscuit (ja, ohne „h“) an der Westküste der USA zu Hause sind, hört man durchaus. Mit dabei ist unter anderem auch Farmer Dave von den Beachwood Sparks. Doch Wiskey Biscuits nervöser Indie-Blues bietet viele Anschlussmöglichkeiten. So hört man ab und zu eine Prise Dub- und gar Garagenrock, Country ist natürlich auch dabei, über allem thront die quengelige Stimme von Jason Mason. Die Songs auf „/.oose Mus/c“stammen von den nach einigen Querelen in den USA erschienen ersten beiden kaen“Santa Ana River Delta Blues“ und „Zig Zag“. Die knallende Single „Kids Hangin‘ Out“ stünde gar den Strokes gut zu Gesicht, deren Vorprogramm Wiskey Biscuit bereits bestritten. (LOOSE) 3,5

V-Twin – The Blues Is A Minefield

Nicht minder verschroben sind V-Twin aus Glasgow. Ob Jason McPhail und Michael McGaughlin, wie der Bandname vermuten lässt, Motorradfreaks sind, weiß man nicht, die Musik hat jedenfalls nur wenig gemein mit endlosen Highways und ebenso unbegrenzter Freiheit. Die britische Ausgabe des „Kerrang“ schrieb, „The Blues Is A Mindfield“ klinge wie eine Sauftour von Primal Scream und Royal Trux. Und wirklich hat die verquere Mischung aus Schrammelgitarren, Elektronika und Jazz (!) viel von der verstörenden Kraft dieser Bands. Doch die Stücke befremden nicht nur, sie bezaubern auch. So klingt „Muddy Fox“, als habe sich auch Robert Wyatt zu einem Scotch eingefunden. „I’m freewheeling for you.(DOMINO/ZOMBA) 4,0

Elk City – Hold Tight The Ropes

Ebenfalls aus New York, aber eine Spur konventioneller sind Elk City. Ihr Folkrock erinnert manchmal an die Walkabouts, das liegt aber vor allem an den Stimmen von Renee Lobue und Peter Langland-Hassan. Insgesamt ist ihr zweites Album „Hold Tight The Ropes“ aber pointierter, rauer und weniger gemächlich als die letzten Alben der Chris-und-Carla-Band. Ab und zu, wie im beschwingten „Summer Song“, muss man gar an eine Rootsversion der Pixies denken. „No one’s calling on my telephone/ Got no songs on the radio/ No girls waiting for me at home/ Sometimes I feel likecrying. (TSALITRES/APRICOT) 3,0

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