Alternativen von Michael Ruff

Seit die MEKONS von Leeds, England, nach Chicago, USA, umgezogen sind, ist auch ihre Musik in ganz anderen Gefilden anzusiedeln. Ihr letztes Album „Retreat Front Memphis“ (1993) war zwar noch vom Mekonstypischen Pub-Folk-Rock geprägt, aber schon düsterer ausgefallen. Nach einer Single mit wenig ohrenfreundlichen Experimenten kommt nun ein Werk, an dem alte Fans erneut einiges zu knacken haben werden. „Pussy, King Of The Pirates“ (Scout/RTD) entstand in Zusammenarbeit mit Performance-Künstlerin KATHY ACKER und stellt eine Art Musical dar, in dessen Mittelpunkt eben jene männermordende Lesben-Piratin steht. Dabei halten sich die Mekons musikalisch stets im Hintergrund und konzentrieren sich ganz auf die Begleitung von Mrs. Ackers Rollenspiel und ihren humorvoll-obszönen Libretti und Songtexten. Eine unterhaltsame Revue, die als verdorbenes Gegenstück gut zu Ann Magnusons „Luv Show“ paßt. 3,0

John Davis bildet mit Sebadohs Lou Barlow – der früher Bassist bei Dinosaur Jr. war und seinen ehemaligen Partner J. Mascis längst nicht nur in Betriebsamkeit überbietet – das Duo THE FOLK IMPLOSION. Ihre Beiträge zum Film-Soundtrack von Larry Clarks „Kids“ wurden zu Recht gelobt, doch über den enttäuschenden Wegwerf-Rock ihrer 7-Song-CD (Naptime/RTD) werfen wir hier lieber den Mantel des Schweigens. 2,0

Weit besser klingt Davis im Duett mit DENNIS CALLACI (Boß von Refrigerator bzw. des Shrimper-Labels). „Room For Space“ (Naptime/RTD) versammelt die Höhepunkte einer ganztägigen Session, bei der beide Akteure ausschließlich improvisiertes Songmaterial spielten – ganz im Stile manch alter Blueser also. Natürlich klingt das Ergebnis fragmentarisch und zerbrechlich, doch als Konzentrat magischer Momente ist die Platte ein unverzichtbares Hörerlebnis, 4,0 von Michael Ruff THE SURF MAGGOTS lassen sich nirgendwo einordnen: weder unter Melodie Punk noch unter Emo-Rock oder Power-Pop. Das Trio führt die Tradition großer Bands aus Portland, Oregon (Wipers, Dead Moon) fort, die ebenso für sich selbst stehen und nichts als schiere Energie ein- und auszuatmen scheinen, „Are You There, God? It’s Me, Maggot.“ (Candy Ass/Naptime) gehört jedenfalls zum besten Dutzend Rock-Alben der Neunziger. Da lohnt auch die nervtötende Sucherei in der Import-Abteilung. 4,0

Seattle ausgeblutet? Nicht ganz, denn es gibt ja noch SILKWORM.

Mit seinem vierten Album „Firewater“ (Matador/RTD) hat das Trio nun endlich den Aufstieg in die erste US-Rock-Liga geschafft, und das ohne jede Anbiederung an die gängigen Punk-Palooza-Trends. Die prall gefüllte Do-LP/CD bietet eine höchst eigenständige Mischung zeitloser Gitarren-Themen und Songs voller überraschender Vüfendungen. Als kleine Orientierungshilfe seien Pavement, Dinosaur Jr. und Pere Ubu genannt, wobei deren Einflüsse allerdings nie im Vordergrund hörbar sind. 4,0

Doug Mansch (Built To Spül) und Calvin Johnson (Ex-Beat Happening) sind in ihrer MusikaufFassung zwar grundverschieden, doch ihre Zusammenarbeit klappt erstaunlich gut. „Don’t Teil Me Now“ (K/Semaphore) ist das zweite Album der HALO BEN-DERS und deutlich homogener ab sein Vorgänger. Stellenweise klingen die Songs wie trashige Velvet Underground-Outtakes mit Lee Hazlewood als Leadsänger etwas bizarr also, aber nicht unattraktiv. 3,5

Allen Fans der britischen Kult

Barden NIKKI SUDDEN und

DAVE KUSWORTH (alias Jacobites) sei an dieser Stelle noch mitgeteilt, daß in limitierter Auflage (Vinyl only!) ein Mitschnitt der Tournee von 1995 erschienen ist, welcher die Enttäuschung über ihre mißglückte Studio-Reunion erheblich abmildern dürfte. „Kiss Of Life “ gibt’s bei Swamp Room, Auf dem Loh 18,30167 Hannover. 3,5

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