Always Magic In The Air

„Always Magic In The Air“ von Ken Emerson feiert eine Pop-Ära, die publizistisch sträflich vernachlässigt wird: die Interimsjahre zwischen Rock’n’Roll und Beat-Boom, die nicht unwesentlich geprägt wurden von Auftrags-Songschreibern im Dienste der Verlage und Plattenfirmen. Es waren meist gut aufeinander eingespielte Komponisten und Texter, deren Partnerschaft über viele Jahre andauerte. Sie verrichteten ihren Job von morgens zehn bis nachmittags fünf, gewöhnlich in Büro-ähnlichen Musikzimmern im berühmten Brill Building. Gut bezahlt nur, wenn dabei Hits heraussprangen. Die erfolgreichsten Songwriter-Gespanne wie Leiber/Stoller, Goffin/King, Barry/Greenwich, Mann/Weil, Bacharach/David, Sedaka/Greenfield oder Pomus/Shuman zeichneten für zahllose Welthits verantwortlich und schwammen im Geld, während das Gros namenloser Songschmiede Mühe hatte, über die Runden zu kommen. Emerson weiß darum, riskiert auch Blicke in die Hinterzimmer der Hitfabrik, untertitelt aber seinen Band voller faszinierender Erinnerungen in Wort und Bild dennoch nicht wertfrei: „The Bomp And The Brilliance Of The Brill Building Era“. Eine Epoche, deren Ende plötzlich kam. Weil das Beispiel von Bob Dylan und der Beatles Schule machte und ab Mitte der 60er Jahre jeder mäßig begabte Musiker meinte, er könne, ja er müsse seine eigenen Songs fabrizieren. So wurden die gelernten Profis abgelöst von autarken Amateuren. Besser geworden ist der Pop dadurch bestimmt nicht.

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