Amy Winehouse :: Back To Black

Großartig verruchte, moderne Version des 6Os-Girlgroup-Soul.

Erst begegnet sie uns trinkend an der Bar, dann zerwühlt sie lustlos mit ihrem Ex-Freund ein Hotelbett. Sie ist eine Getriebene, die vom Hochprozentigen und von den falschen Männern die Finger nicht lassen kann und, verhöhnt vom knurrenden Baritonsaxofon, bekennen muss: „I told you I was trouble/ You know that I’m no good.“

Nach viel zu viel Lebenserfahrung für eine erst 23-Jährige klingen die Stimme und die Songs von Amy Winehouse auf „Back, To Black“. Es sind trotzige Soul-Bekenntnisse, die Produzent Mark Ronson (Robbie Williams, Lily Allen, Christina Aguilera) klingen lässt, als ob Ray Charles und Phil Spector, die Shangri-Las und Nina Simone, Billy Holiday, Macy Gray und Aretha Franklin gemeinsam eine Nacht durchgesoffen hätten, um sich gegenseitig die Sünden ihres Leben zu beichten.

Seit Amy Winehouse vor drei Jahren mit ihrem Debüt „Frank,“ aus dem Nichts auftauchte, entzückt sie nicht nur Mick Jagger, Paul Weller oder Pete Doherty (der mit ihr ein Duett plant), sondern füllt auch die britischen Klatschspalten mit Geschichten über Alkohol- und Drogen-Exzesse und ihre Essstörung. Amys Kommentar dazu ist die Nummer „Rehab“, mit der sie ihre autobiografisch geprägte Songkollektion beginnt und der ein mit klassischem Soulbläsersatz verziertes Gospel-Bekenntnis zum Süchtigsein ist: „They tried to make me go to rehab, I said no no no.“

Und wie „Frank“ ist „Back To Black“ der manisch-depressive Soundtrack einer Trennung, auch wenn sich Amy Winehouse diesmal mehr soulig als jazzig entliebt. Klammert sie sich in dem swingenden Jazz-Blues „Me & Mr Jones“ noch verzweifelt an eine kaputte Beziehung, stürzt sie sich in „Wake Up Alone“ schon in den Hausputz, um nicht ans Trinken und an ihren Ex zu denken und scheint nur von vom verdrießlich klimpernden Klavier aufrecht gehalten zu werden.

Sie bemüht sich in „Some Unholy War“, von einem Zeitlupenbeat mitgeschleppt, um das letzte bisschen Würde in einer Dreiecksgeschichte, resümiert in der opulenten Soulballade „Love Is A Losing Game“, dass man bei der Liebe nur verlieren kann, will in „Tears Dry On Their Own“ – von einer Querflöte und „Ain’t No Mountain High Enough“-Reminiszenzen begleitet – glauben, dass alles anders werden könnte. Der Titeltrack dagegen gibt sich aller Illusionen beraubt: „We only said good bye with words/ I died a hundred times/You go back to her/And I go back to black.“ Und der dumpf pochende Rhythmus und die traurigen Streicher geleiten Amy Winehouse ins nächste Bett und an die nächste Bar.

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