Arrested Development – Amonq The Trees

Dass die wiederkommen, damit hatte nun wirklich keiner gerechnet. Als vor einem knappen Jahr wieder mal ein mittelmäßiges Solo-Album des Bandvorstehers Speech erschien, kamen für einen Moment die alten Bilder wieder hoch: Rapper auf der Veranda einer pittoresken Südstaatenfarm; ausgelassen tanzende Afroamerikaner in bunten Kleidern beschäftigen sich mit den Wurzeln ihrer Kultur.

Dank Arrested Development konnten ab 1992 auch „Aspekte“ und die Feuilletons über Hip-Hop berichten – ohne dass daraus gleich eine Sozialreportage wurde. The United Colors of Hip-Hop. Immerhin: „Tennessee“ war ein schöner Hit, und die Fugees hätten es ohne diese hippieske Rapper-Kommune vielleicht nie gegeben.

Nun also „Among The Trees“: Vieles klingt erstaunlich frisch. „In The Sun“, mit seinen wild wirbelden Trommeln und Rasseln und der Juju-Gitarre hätte auch auf dem Klassiker „3 Years, 5Months And 2 Days ln The Life Of… „keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Auch „Babba Oje“ steht in seiner Man-muss-das-Alter-ehren-Haltung und den fröhlichen Mitsingchören ebenfalls in dieser Tradition. „Lotta Things To Do“ ist der vertrackt produzierte Höhepunkt des Albums, die Öko-Variante des zerschnipselten Timbaland-Sound.

Einen Moment lang bedauert man fast, dass sich HipHop nicht nach einem Morgenthau-Plan entwickelt hat: Traktorfahrer rappen zum Klappern der Harken und Rechen, statt urbaner Großmäuler gäbe es gut gelaunte Landkommunarden, die ihre Enkel im Hanfanbau und Reimeschmieden schulen. Aber ach, auf die lange Distanz dieses Albums mag man das dann doch nicht als Alternative ins Auge fassen. Dazu wird hier zu sehr nach einer sympathieheischenden Erfolgsformel gearbeitet die zudem inzwischen von der Zeit überholt wurde. Der rührende Marienkäfer auf dem Cover wirkt fast wie eine Metapher, für das Zuviel an gutem Willen und allzu freundlicher Musik, das dieser Platte letztlich zum Verhängnis wird. Nett zu hören ist „Among The Trees“ aber auf jeden Fall, und das ist doch auch was.