Artyfacts From The First Psychedelic Era 1965-68 :: Die erste Ausgabe der Psychedelia-Compilation aus dem Jahr 1972
Dass Neo-Garage-Pioniere wie die Strokes oder Jack White zu Beginn ihrer Karrieren mit der berühmten Anthologie vertraut waren, die Lenny Kaye 1972 im Auftrag von Elektra-Boss Jac Holzman unter dem Titel „Nuggets“ zusammengestellt hatte, darf eher bezweifelt werden. Denn die gab es viele Jahre überhaupt nicht – und 1998 erstmals wieder zu einem Vier-CD-Box-Set erweitert, das den zunächst von Kaye abgesteckten Rahmen sprengte.
Bei seiner Auswahl hatte er vornehmlich die mit Fuzzbox, Farfisa und reichlich verzerrten Gitarren operierenden Bands der ersten Blütezeit der Gattung Garagenrock berücksichtigt, in der Regel Gruppen, die es schon zu beträchtlicher regionaler Popularität und zu einem Produzenten gebracht hatten, der wiederum ihre Ambitionen einigermaßen professionell umzusetzen verstand. Manche dieser Debütanten bedienten sich dabei großzügig bei Vorlagen, die bewunderte Kollegen von der „British Invasion“ geliefert hatten. Einige Bands hielten sich in ihrem Eifer und der Idolatrie für britische Kollegen an die bekannte Devise, dass Imitation die feinste Form des Schmeichelns sei.
Amateure waren die Musiker alle längst nicht mehr, die Lenny Kaye in die engste Wahl für seine Doppel-LP aufnahm, die Mojo Men mit ihrer Cover-Version von Stephen Stills‘ „Sit Down I Think I Love You“ nicht und schon gar nicht Sagittarius mit ihrer Aufnahme der Ivy-League-Vorlage „My World Fell Down“, das Original mühelos übertreffend. Leadsänger war Glen Campbell, begleitet von Bruce Johnston, Terry Melcher und Gary Usher, der als Produzent bei dieser hinreißenden Beach-Boys-Hommage einige der besten Session-Cracks von L. A. (Larry Knechtel, Carol Kaye und Hal Blaine) engagiert hatte.
Zum 40. Jubiläum als Einzel-CD mit neuen Liner Notes (von Kaye und Holzman) vorgelegt, präsentiert sie allen Ernstes zehn der Aufnahmen nicht in den für Mittelwellenrundfunk seinerzeit exzellent optimierten Mono-Mixes, sondern Klassiker wie „Let’s Talk About Girls“ von der Chocolate Watch Band in furchtbar dünnen bis anämischen Stereo-Mixes, „Pushin‘ Too Hard“ von den Seeds und „Psychotic Reaction“ gar in reprozessiertem Pseudo-Stereo! Die optimalen Mixes standen dem renommierten Remastering-Ingenieur Chris Bellman offenbar nicht zur Verfügung. (Rhino) franz schöler
Fred Neil