Asfalto
(Start 6.9.) Jean-Luc Godard hat mal erklärt, für einen guten Film brauche man kaum mehr als einen Jungen, ein Mädchen und eine Pistole. So hatte der französische Regisseur zuvor „Außer Atem“ gedreht, einen Startschuss für die Nouvelle vague. Der Baske Daniel Calparsoro, der als junger Wilder des spanischen Kinos gilt, erzählt nach der Methode einen ästhetisch aufregenden, irritierenden modernen Film noir. In vibrierender Atmosphäre umkreist er die Menage ä trois zwischen dem künftigen Polizisten Chino (Gustavo Salmerön), seiner launischen, lebensgierigen Freundin Lucia (Najwa Nimri) und seinem kriminellen Kumpel Charly (Juan Diego Botto). Drogen und amateurhafte, aber gewalttätige Delikte geben ihnen den Kick eines gefahrvollen Lebens. Ihre ohnehin diffusen Gefühle schwanken schmerzlich, als Lucia beide Jungs zu lieben beginnt. Zudem will Chinos älterer Bruder, der auch Bulle ist und sich als Vaterersatz auffuhrt, das Trio trennen. Es gibt Sex und Blut, aber auch brutale Zärtlichkeit. Und was wie stilisierte Romantik anmutet, wird mit der nervösen Leidenschaft der Figuren doch wahrhaftig. Ihre Coolness ist eine brüchige Attitüde, in der erotischen Phantasie liegt nackte Sehnsucht nach Liebe, hinter den Sonnenbrillen flakkern Angst, Verzweiflung – und Hoffnung. Der Film ist ein Killer.