At The Drive-In – Relationship Of Command
Die Titel ihrer beiden letzten Alben, „In/Casino/Out“ (1998) und der „Miya“-EP (1999), muteten beinahe ebenso seltsam an wie die Titel ihrer Songs, aus denen besonders das epische „Napoleon Solo“ herausstach. Sänger Cedric Bixler rang darin in desolatem Tonfall um Worte: „17 embalmed and caskets lowered into the weather/ A drizzle brisk and profound“ und immer wieder: „This is forever.“ Erschütternd.
At The Drive-In, ein Quintett, gegründet im texanischen El Paso, wussten schon immer, dass das Leben ein einziger Kampf ist, und im Gegensatz zu zahlreichen anderen Bands stecken sie bis heute noch mitten drin. Das ist gut so, denn wie anders könnte die stark vom Hardcore geprägte, zuweilen komplizierte, aber immer mitreißende Musik der fünf eine solche enorme Authentizität im positiven Sinne erreichen, die hoffen lässt, es hier tatsächlich einmal mit dem next big thing zu tun zu haben. Als Produzent konnte man diesmal sogar Ross Robinson (Korn) gewinnen, der etwaige Befürchtungen, At The Drive-In würden sich durch seine Präsenz dem ja größtenteils schaurigen „New Metal“ annähern, glücklicherweise keinesfalls bestätigt.
Im Gegenteil: Das gerade noch eingängige „One Armed Scissor“ und das mit den typischen atmosphärisehen Einsprengseln versehene „Mannequin Republic“ weisen den Weg, der mit der Quasi-Ballade „Non-Zero Possibility“ endet. Naturgemäß braucht „Relationship Of Command“ einige Durchläufe, bis man zu der Erkenntnis gelangt, dass die Ecken und Kanten, die intelligenten Breaks und das Manische vorhanden sind wie eh und je. Man braucht kein Prophet zu sein, um zu mutmaßen, dass mit At The Drive-In gerechnet werden muss. Ihre ja beinahe unfassbar energetischen Auftritte hinterlassen ohnehin offene Münder – und es mangelt an Bands, die Wahrhaftigkeit transportieren. Bands, die immer aufs Neue in halsbrecherischer Manier gegen die Wand fahren, um sich selbst zu beweisen, dass sie noch fühlen. Und wehe, einer sagt „Emo-Core“ dazu.