Aus der Head-Farm – Die Sammlung querFalk versammelt Helmut Salzingers ausgewilderte Gedanken

Caroline Hartge und Ralf Zühlke führen uns mit dieser Sammlung in eine Zeit, die frühen Achtziger, als es tatsächlich noch so etwas wie eine „Gegenkultur“ gab, die den Namen verdient. Helmut Salzinger, der erste deutsche Musikkritiker von Rang, war mehr oder minder aus dem Kulturbetrieb ausgestiegen, hatte sich ins norddeutschen Plattland, nach Odisheim zurückgezogen, um dort seinen Garten und die Gedanken ins Kraut schießen zu lassen. Eine systematische Auswilderung, die in dem Head-Farm-Konzept kulminierte, einem sich von der Kulturindustrie durch zwei Kopierer und einer soliden Erbschaft emanzipierenden Hybrid aus Landkommune und warholscher Factory. Hier entstanden nun vor allem Salzingers selbstverlegte Gedicht- und Essaybände, aber über drei Jahre lang monatlich auch die „Falk“-Hefte, eine Zeitschrift für „alles Mögliche“, die von der nationalen und internationalen Subkultur-Szene beliefert und zumindest idealiter im Kollektiv hergestellt wurde. „Falk“ hat die grüne Counter-Culture dieser Zeit enorm befruchtet, strahlte sogar gelegentlich aus in die bürgerlichen Feuilletons und hat einige Nachahmer gefunden. Der zweite Teil des Bandes, in dem die Herausgeber akribisch die Inhaltsverzeichnisse auflisten und in kurzen Texten den Charakter des jeweiligen Heftes skizzieren, erschließt das Gesamtkunstwerk „Falk“, allerdings darf man sich schon fragen, wer das eigentlich braucht. Vielleicht diejenigen, die durch die vorangegangenen, verschwatzen (Eugen Pletsch. Theo Koppen), anrührenden (Michael Kellner), konzisen (Klaus Modick) Erinnerungstexte der ehemaliger Mitarbeiter angefixt sind und sich die 36 Hefte kaufen. Denn der kleine Peter Engstier Verlag hält sie immer noch lieferbar wie auch alles andere von Helmut Salzinger. (Peter Engstier. 17 Euro)

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