Badfinger :: Straight Up
Neue Editionen der Alben aus den 60er- und 70er-Jahren
Zehn Monate vor Pink Floyd veröffentlichten Badfinger ihr viertes Album mit dem Titel „Wish You Were Here“. Da lebte Pete Ham noch, aber der Apple-„Konzern“ war längst so zerrüttet, dass er immer weniger Chancen sah, endlich mal Geld für die in den letzten Jahren geschriebenen Ohrwürmer wie „Without You“ ausgezahlt zu bekommen. Ein halbes Jahr später brachte er sich um, und danach war Badfinger nie mehr dasselbe kreative Ensemble. Unter dem guten Dutzend Platten, die Apple jetzt remastered vorlegt, findet man – sehr fein neu überspielt – auch das Debüt von James Taylor, natürlich auch die Alben von Mary Hopkin. Die Badfinger-Platten sind unter den Wiederveröffentlichungen aber doch die entschieden bemerkenswertesten.
Sie erscheinen mit so vielen unveröffentlichten Aufnahmen, dass man über die schiere Produktivität der Band nur staunen kann. Der Pseudo-Soundtrack „Magic Christian Music“ () war noch eine Sammlung etlicher für den Film geschriebener Songs, älterer Aufnahmen und ein paar weiteren neuen gewesen. Aber für das „richtige“ Debüt unter neuem Band-Namen hatten sie neben dem Dutzend auf „No Dice“ (¿) auftauchenden Songs offenbar noch genügend für ein weiteres Album geschrieben und praktisch schon fertig produziert. Die jetzt vorgelegte Remaster-Edition kommt mit fünf ganz anderen Aufnahmen als die erste CD von 1992, darunter mehrere exzellente Demos und „I Can’t Take It“ in der ursprünglichen Langfassung. Wie weit die Songs immer wieder von bestimmten Beatles-Vorlagen inspiriert waren, ist nicht zu überhören.
Von Januar bis März 1971 hatte die Band fast ein komplettes Folge-Album aufgenommen, als sich der Mentor George Harrison wieder in Spiel brachte, weil er der Auffassung war, das sollte man alles doch etwas kommerzieller nach- und neu produzieren. Die Band schrieb neue Songs, und als Harrison nach wenigen Sessions wieder ausstieg, brachte Apple als mittlerweile dritten Produzenten Todd Rundgren ins Gespräch. Was dann mehr Order denn Vorschlag war. Kurios also, dass die vielen Köche den Brei nicht verdarben.
Gleich fünf statt einer Zugabe präsentiert die neue Version von „Ass“ (¿), neue, sehr ausführliche Liner Notes wieder von Andy Davis, exzellentes Remastering auch. Es ist trotzdem das schwächste Werk der Badfinger-Urbesetzung, was die Song-Ausbeute betrifft. Den besten – das ziemlich mystische „Timeless“ aus der Feder von Pete Ham – sparte man sich fürs Finale auf. Zu früherer Form kehrte man erst wieder bei „Wish You Were Here“ zurück. (apple) Franz Schöler