Badly Drawn Boy – Born In The UK

Eine ganz persönliche Platte war das, mit der Damon Gough zuletzt öffentlich zu hören war: „One Plus One Is One“ war ein Moment des Ankommens und Innehaltens – Gough reflektierte den relativen Ruhm und die großen Studios, in denen er gelandet war. Und kam zu dem Schluss, dass er doch eher nach Stockton gehöre, ins kleine England, zu Frau und Kind. Das Album dazu war nicht clever, sondern naiv und unbescholten und hatte eine Reihe durchaus gelungener Lieder. Das, obwohl einem das ewig Linkische, das man zu Beginn dieser Karriere noch wunderbar fand, langsam auf die Nerven zu gehen begann.

Auch auf „Born In The UK“, einer groß angelegten, wehmütigweitherzigen Platte, geht es um Identität und Rückbesinnung, wenn auch in anderer Form: Gough erinnert sich an die Musik, die ihn als Jugendlichen begeisterte. Der Titeltrack, eine subjektive Auflistung historischer Ereignisse seit der Geburt des Künstlers 1969, evoziert Springsteen; dasselbe gilt für das „Hungry Hearts“-artige „Journey From A To B“. Anderswo erinnert der Klassizismus an große amerikanische AOR-Pianoballaden der Siebziger, mit Streichersätzen, großen Hallräumen und schwellenden Crescendi. Als wäre das nicht genug, stellt Gough bei „Welcome To The Overground“ sogar die Musicals der Zeit nach, Theatralik und Jubelchor inklusive.

Natürlich ist Gough ein Nachgeborener. Die klassischen Stilgriffe sind nur nachempfunden und kommen einem nach wie vor linkisch vor; außerdem trägt Gough noch immer Wollmütze und verlernt nicht den eigenen Grundton. Doch das hier ist nicht mehr der Eklektizismus, für den man Künstler diesen Schlages früher mochte; Gough schwelgt ganz verliebt und bewusst ohne Distanz in seinen Rekonstruktionen, die mit den simplen Gefühlen nicht mehr nur kokettieren. Nein, hier wird sich nicht mehr mit Versatz behangen, sondern der große Entwurf versucht – „Born In the UK“ ist ein Roman, keine Sammlung von Kurzgeschichten.

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