Beats :: VON KLOOS & WELLNER

Tiefe Gedanken durchströmen Musiker-Hirne, große Worte sowie bedeutungsschwere Soundbites durchzucken schwitzende Menschen in fensterlosen Studios: Der Sommer ist da widmen wir „Beats“ diesmal vermehrt den intellektuell gelenkten Produkten von Freunden elektronisch erzeugter Musik.

Von Jazzstep bis Hardstep, dazwischen ein paar abstrakte Klanggewitter und ein überragender Titel von DJ Nomad vs. DaHeadbanger: „Millenial Jazz“ (Sour/EFA) ist eine feine Sommer-Sound-Compilation von einem Label, das schon Vorjahren damit begann, die gesamte Bandbreite von Drum’n’Bass auszuloten. 3,5

Nicht minder spannend sind auch die MODIFIERS, eine Kooperation von Dr. Atmo, Paul Cooper und seinem Vater Andy, der auf „Virgin Day“ (Logic/BMG) zu hüpfenden Housebeats und Ambientflächen Klarinette spielt und schöne Geschichten erzählt. Irgendwo zwischen The Orb, Jim Morrison und KLF. 3,5

Eigenwillig auch das Album von HIROSHI MOROHASHI, der mit seiner „Time Note“ (RTD) soundschöpferisch auf den Spuren von Ken Ishii wandelt. Der ideale 24-Stunden-Soundtrack zum Füttern deines Tamagotchi: so spaced out, daß es fast schon wieder spießig klingt. 4,0

BENTLEY RHYTHM ACE (EFA) werden immer jazziger, während ihre Beats gleichzeitig in Propellerheads-Manier daherrollen. Das Ergebnis ist eine ebenso krasse wie humorvolle Klangwanderung durch die Randgebiete der menschlichen Seele. 3,5

Nur noch Kaufen hilft bei den SILENT POETS. Die Jungs vom japanischen Idyllic-Label haben ihr Erstlingswerk Remixern wie Fila Brazillia, DJ Cam und Stoned Love anvertraut und elf sensationelle Interpretationen zurückbekommen. Auf ,frrm Roots Remix“ (Ninety-Nine) ringen die relaxt schleppenden Beat-Gerüste mit eingestreuten Piano-Hooks und sphärischen Cymbals, Scratches und Ovetdubs um die Vorherrschaft, bis dann ein fetter stepping sound wieder alle zusammen glücklich auf die Tanzfläche schickt. Sehr privat, sehr poetisch, sehr groovy, wundervoll! 5,0

„Spaced Out“ (EFA): Der wahre Disco-Underground aus New York und Chicago, die Tracks, die Travolta immer verschwiegen hat. Funk, Latin, Jazz, Elektro, Overdubs mit allen Disco-Klischees in zehn Instrumentals aus den Jahren ’75 bis ’83; teils schwülstig, teils sehr cool: die wahren Paten der Housemusic! CD 2 dann mit Remixes der Masters AtWork. 4,0

ARMAND VAN HELDEN, bislang der König der New Yorker House-Szene und ein Remixer erster Güte, kehrt mit „Sample Saya (Enter The Meat Market)“ (Motor Music) zu den HipHop-Wurzeln zurück. Das als instrumentale Reise durch den Mikrokosmos der New Yorker Szene angelegte Konzept-Album offenbart dabei aber leider einige Längen. 3,0

Konzeptionell auch die Zusammenstellung „Deep Concentration“ (OM Records/Ninety Nine): eine Ansammlung von HipHop-DJs, die sich hemmungslos in diversen Spielarten HipHop-orientierter Musik austoben. Bisweilen dann doch etwas zu verspielt. 3,5

Ein potentieller Hit steckt vielleicht auf „The Untouchable“ (Rap-A-Lot/Virgin), dem vierten Soloalbum des Ex-Geto Boy SCARFACE: Kitschige Pianoläufe ergänzen sich hier gefahrlich gut mit den bewährten Gangsta-Attitüden. 4,0

Ob als Remixer und Produzenten (u. a. Cypress Hill) oder als Rapper selbst – die BEATNUTS haben sich ihre Credits in den 90er Jahren längst verdient. Mit „Stone Crazy“ (Epic/Sony) beweisen sie, daß sie weder Qualität noch ihren äußerst eigenen Humor eingebüßt haben. 4,0 Nach ihrem durchgeknallten Erstling ist den BOOGIEMONSTERS auch mit „God Sound“ (Spin/EMI) Aufmerksamkeit sicher. Dafür sorgen nicht zuletzt die Lyrics, in denen diesmal die Apokalypse beschworen wird. 3,5

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates