Beats :: VON KLOOS, WELLNER, BUSS
Seit vier Jahren basteln die BALLISTIC BROTHERS fette Beats, Remixes und Soundcollagen. Auf „Rüde System “ (EFA) verzichten sie vollkommen auf Drum’n‘-Bass-Elemente und Jungle-Vibes. Statt dessen strömt schmoover Seventies-Soul-Jazz durch die Speaker. Eine Platte also für den Sonntagmorgen, und wären die Percussions nicht so trocken, man würde manchmal gar vergessen, daß man schon längst aufgestanden ist Schön, aber kein Meisterwerk.
3,0
Ausdrücklich gewarnt sei vor der neuen ZION TRAIN. „Single Minded“ (WEA) ist eine Compilation von zehn Singles in größtenteils schrecklichsten UK-Touris-welcome-to-Rimini-Radio-Mixes. Grauenhaft! 1,0
DREADZONE hingegen zeigen mit „Biological Radio“ (Virgin), daß man durchaus radiotaugliche Dubtracks mit Tiefgang schnitzen kann, wenngleich auch hier eindeutig der Pop regiert 3,5 Höhen und Tiefen hat die neue „DJ-Kicks“ von DJ CAM (K7/RTD): Wenn er sich – quasi als entspannter Counterpart zu DJ Shadow – auf seinen Abstract-HipHop mit fetten Instrumentals, obskuren Samples und viel jazzy flarour beschränkt, schafft er echte Symphonien. Wenn er lediglich Underground-Rapper aneinanderreiht, unterscheidet sich sein Live-Mix nicht vom haushaltsüblichen Set eines ordentlichen Hip-Hop-DJ. 3,0
Luke Vibert alias PLUG hat im letzten Jahr mit seinem selbstverliebten Album „Drum’n’Bass For Papa“ (NTT) ein kleines Standardwerk gefertigt. Vielleicht kam seine Melange aus mörderrollenden Beats, verkopftem Jazz-Funk-Vibe und kryptischen Samples aber ein bißchen zu früh, um international mehr als nur die Kritik zu begeistern. Clevererweise ist das Ding jetzt wiederveröffentlicht – mit fünf neuen Songs auf einer Zugabe-CD. Daß der Künstler bei deren Komposition manchmal zu dicht an der Free-Jazz-Sammlung seines Onkels saß, stört indes nicht unerheblich. 3,5
MEKON zeigen mit „Wekome To Tackletorm“ (RTD), daß man Old-School-HipHop-Flavour mit typischen Wall-of-Sound-Beats zu einem sehr eigenen, äußerst fetten Klangspektakel kreuzen kann. Eine Studienreise zwischen akademischen Tüfteleien und brachialen Beats.
Veryupfront! 4,0
Spätestens seit Groovenders „Prototype Years“ ist auch BOYMERANG einem breiteren Publikum vertraut Mit seinem Debüt „Balance Of The Force“ (Spin/EMI) führt der Elektroniker in seinen Kosmos ein nämlich eine Art „Home Listening Drum’n’Bass“. Gut, das – abwechslungsreich und spannend. 4,0
Nur Hartgesottenen ist das neue Opus von COLDCUT zu empfehlen: Die Ninja-Tune-Hausherren und ihre ganz eigene Definition von Dancemusic in den 90erJahren. „Let Us Play“ (PP) entpuppt sich größtenteils als eine elektronische Forschungsreise in Sachen Sounds und Samples sowie Beats und Collage: Vergeßt alle Schubladen und Erklärungen – welcome to (uneaasy listening! 4,0
Mit einem gewaltigen Album kommt APHRODITE auf seinem eigenen Label daher: „Aphrodite Recordings“ (NTT) sammelt Single-Hits und neue Remixes des Jungle-Maestros. Very kicking! 4,0
Eine schöne Compilation für die späten Sommertage: „FRENCH CONNECTION“ (RTD) – nix Neues für eingeschworene Fans von Motorbass und Co., aber ein guter Überblick für alle, die den Reiz hinter dem vielbeschworenen Slogan „Sound of Paris“ ausmachen wollen. 3,5
Auch das Sommer-Highlight in Sachen HipHop kommt aus Paris ebenfalls unter Motorbass-Beteiügung: Philippe Zdar hilft MC SOLAAR, sich aus der Acid-Jazz-Falle zu befreien und statt dessen mit „Paradisiaque“ (Motor Music) ein wunderbares Stück französischen G-Funk abzuliefern. So schmeckt der Sommer! 4,0 Entgegen diesem Namens – auch FROST klingt sommerlich. Was nicht wundern darf, hat man den Herrn doch schon als einen der Inventoren des Hispano-Rap gefeiert, als er sich noch Kid Frost nannte. Auf „When HeUA Freies (her“ (Epic/Sony) bleibt er seinem alten Stil ebenso treu wie seiner „Raza“. 3,5 Einen Rap-Song ohne Credibility-Verlust komplett auf ein Police-Sample aufzubauen – man muß schon PUFF DADDY heißen, um sich derlei Dreistigkeit leisten zu können. Auf „No Way Out“ (Arista/RCA) treibt er es ähnlich bunt, weiß als bester HipHop-Producer der Stunde aber geschickt damit umzugehen. Weil er zudem um seine begrenzten Rap-Fähigkeiten weiß, bietet er dazu von Busta Rhymes bis Foxy Brown ein schwindelerregendes Gäste-Line-up auf. Trotzdem oder deshalb – zu perfekt, um zu begeistern. 3,5
PUFFY hatte seine Produzentenfinger auch bei Capone-N-Noreaga im Spiel. Auf „The War Report“ (Tommy Boy/eastwest) präsentiert das Duo neuzeitliche Untergangsszenerien vom Leben und Sterben in New York, unterlegt mit einem sehr satten Eastcoast-Sound. 3,5
Ihre Stimmen klingen immer noch weich und federnd wie Flummis, die die Treppe runterkullern, aber nach einer Stunde hört man das Entsichern und Abfeuern eines Gewehrs und eine Ansage des verstorbenen 2Pac der hier – noch bester Laune – die Jagdsaison eröffnet. Ein martialisches Unterfangen ist die neue Doppel-CD von BONE THUGS-N-HARMONY, die fast zwei Stunden lang ist, nach einem alten chinesischem Buch „The Art Of War“ (Sony) betitelt ist, aber die Begriffe „Krieg“ und „Kunst“ in eine krause Anordnung zueinander bringt. „Ready 4 War“, „Hatin‘ Nation“ oder „Wasteland Warriors“ lauten die martialisch-militärischen Titel, die von dem Clan aus Cleveland in kunstvollem Sing-sang gerappt werden. Der Doo-Wop hat in dieser Vokalakrobatik ebenso seine Spuren hinterlassen wie Gospelmusik. Bevorzugt greifen Bone Thugs-N-Harmony zu christlichen Symbolen, und ihre ausgestellte Religiosität kann nicht verwundern, wenn man bedenkt, daß ihr Schaffen von Anbeginn vom Verlust begleitet wurde. Und vom Tod. 3,0