Bee Gees :: This Is Where I Came In
Wer’s mag: Zitckertörtchen mit kütistlichen Färb- utid Aromastoffen Eine Konstante in den Wirren des Pop sind sie schon, die Brüder Gibb. Alles was recht ist Auch wenn der Opener und Titelsong ihres neuen Albums nicht eben mit Wiedererkennungswerten wuchert. Kaum Kastrato, kein Gemecker. Weder Winsel-Romantik noch Pomaden-Disco. Nein, „This Is Where I Came In“ ist veritabler Soft-Rock. Styx light. Eine Gitarre akustisch, eine mit Flunge gefedert, eine zahnlos jaulend. Der Refrain geht mächtig ins Ohr, warnt säuselnd vor einer „danger zone“ und ist ungefähr so gefahrlich wie David Gray.
Noch anonymer ist „She Keeps On Coming“. Der Track könnte von jeder x-beliebigen, drittklassigen Muckerkapelle sein, deren Leitmotiv ist: Wir rocken gern, aber nur melodisch und nicht zu laut. Erstaunlich generisch, bemitleidenswert charakterlos. Und nicht einmal Zielgruppen-konform. Denn die „target audience“, so entnehmen wir den Ausführungen der zuständigen Marketing-Abteilung, sei
„35 plus with a female bias“. Schenken wir uns all die abgeschmackten Kalauer über musikalische Bedürfnisse in der Menopause, urteilen wir nüchtern: Mike 8i The Mechanics dürften kaum dazugehören, nicht einmal in so forscher Sixties-Laune. Was Frauen wünschen, sofern sie den Bee Gees überhaupt zugetan sind, ist doch wohl eher das Gefühlige, das Schwelgerische, das Stimmige und Satte. Diesbezüglich enttäuschten die Gibbs ja selten, ihre Schmachtfetzen füllen in Plattenläden ganze Regale. Hier indes warten sie nur ausnahmsweise mit Schmalz pur auf. „Sacred Trust“ ist so ein Stück Buttercreme-Torte, Barry haucht, fistelt und tremoliert in Falsett, doch ist die Kalorienbombe kompositorisch ohne jeden Nährwert. Modern Talking sind da auch nicht viel schlechter.
Anderswo, für Momente nur, klingt alte Konditoren-Klasse an, ein paar Cuts tragen Sahnehäubchen, doch finden sich darunter nur Meringen. Zucker, geschäumt „Technicolor Dreams“ fallt mit 30er-Nostalgie etwas aus dem Rahmen, „The Extra Mile“ investiert ein Extra an Pomp und gepresstem, immerhin Bee Gees-typischem Drama, und „Voice In The Wilderness“ will dann noch mal rocken, kommt aber daher wie ein Homunculus: Die bemitleidenswerte Kreuzung zwischen Status Quo und DJ Bobo.