Ben Weaver – The Ax In The Oak :: Weisheiten und Alltäglichkeiten, in mitreißende Songs gegossen
Also, die Melodien an sich sind es eher nicht. Selbst wenn die auch auf dem sechsten Album des Mannes aus Minnesota mal wieder ganz verhushed sind und ziemlich haunted und sich zwischendurch sogar zu ein bisschen Halb-Ekstase aufschwingen – wie in dieser flirrenden Ba-Ba-Ode an ein „Pretty Girl“, das mit dem Erzähler Löcher in die Nacht fingert und den Mucker-Punks im Park zuschaut und die nächsten Alkoholopfer in den Bars am Wegesrand streift, bevor es ein wenig surreal wird, mit Sonne, Drachen (hat er öfter!) und Sternen, und man nicht mehr recht weiß, wer da namenlos herumgeistert (das hübsche Mädchen oder die brennende Taube), bevor dann mit diesem typischen Weaver-Aphorismus Schluss ist: „It only takes one thorn to draw blood from a scratch.“ Ach, dieser eine Dorn zu viel…
Nein, es ist eher die Art und Weise, wie Ben Weaver seine kleinen, doch profunden Alltäglichkeiten ausbreitet, wie er uns in „Hey Ray“ gleich zum Komplizen macht unter zwei Meter Neuschnee, wie die Arrangements diesen suggestiven Erzähler aufs Floß setzen, um ihn rasant über eine Stromschnelle zu katapultieren und dann sanft in seichteres Gewässer gleiten zu lassen.
So ungefähr halbfertig sei das Material gewesen, als Ben Weaver wieder nach Chicago zog. um – wie beim Vorgänger „Paper Sky“ mit Brian Deck (Ex-Califone, Modest Mouse, Iron & Wine) in offener Expenmentalklausur zu vollenden. Gut, das Instrumental „Said In Stones“ hätte es nicht gebraucht, aber halbgar ist da sonst nichts mehr, so auf halber Strecke zwischen Front Porch-Banjo-Heimeligkeit und einem Computer-Nerd, der sich bei Pizza, Kaffee und ein bisschen Dope etwas länger im Keller eingeschlossen hat.
Nein, ihre Anlage ist in Ordnung, das soll so sein, dieses Gezirpe und Gesummse in „Soldier’s War“. Und wieder braucht Weaver letztlich und zuguterletzt nur eine Zeile, um alles zu sagen: „To get back home is all a soldier is ever fighting for.“ Manchmal darf es aber auch mehr sein. Zählen Sie mal all die Tiere, die der Mann in seinen Songs auftreten lässt! Danach will man gleich in den Zoo. Oder zumindest „Brehms Tierleben“ rausholen— und dann beim Blättern noch einmal „The Ax In The Oak“ hören – mit Weisheiten wie: „Hey Ray, if fish had wings would they fly away? Would they, Ray?“