Betterov
„Große Kunst“
Universal (VÖ: 7.11.)
Goethe, Fäuste, Grenzerfahrungen.
Gefühlslagen wahrnehmen, Kleinigkeiten blicken, Sprache nutzen: diese Fähigkeiten sind Betterov nicht abhandengekommen. Wie auf seinem Debüt von 2022 ist da Geistreiches („Du interessierst dich doch für Goethe, hier kommt meine Faust“), flankiert von oft elanvollem Indie-Pop und New Wave. Diesmal geht er über seine Zeit hinaus: In „17. Juli 1989“ und „18. Juli 1989“ verarbeitet er ein Geschehen, das sich Jahre vor seiner Geburt ereignet – in jenem Dorf in Thüringen, in dem er später aufwachsen wird.
Ein Mann wagt die Flucht aus der DDR, tags darauf spürt eine Frau die Folgen. Da glückt ganz viel, denn das werden seine Eltern. Aber natürlich wirken sich solche Familienerfahrungen, eher: Regime-Erfahrungen, auf Lebenswege und Selbstverständnis, auch der Nachfolgenden, aus. Ganz so wie die zwei Stücke alle drum herum beschatten. Es ist Manuel Bittorfs zweites Album, damit schreibt er Geschichte.
Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 11/2025.