Bilder des literarischen Lebens
von Isolde Ohlbaum: Die Hand ans Kinn und eine Denkerpose einnehmen? Oder doch lieber cool in die Kamera lächeln? Die in München lebende Fotografin lichtet seit über 40 Jahren Autoren ab; so ziemlich jeden bekam sie vor die Linse, außer Patrik Süskind, der sich wie bei dem scheuen Bestsellerautoren nicht anders zu erwarten hartnäckig weigerte. Ohlbaums Porträts treten den Schriftstellern (Philosophen, Dichter, Dramatiker etc.) nie zu nahe und lassen dennoch tief blicken. Wer inszeniert sich in welcher Form, wer legt Wert darauf, möglichst .authentisch‘ zu wirken? Nun, es gibt viel zu bestaunen: Peter Handke beim Fußballspielen in Siena, Marcel Beyer mit windschnittiger Frisur und Zigarette in Klagenfurt, Kurt Vonnegut, seine scheußliche Brille in der linken Hand versteckt, Friederike Mayröcker, die sich an ihre Schreibmaschine zu klammern scheint, Richard Ford, den weißen Schal lässig um den Hals, oder – nur ein Jahr vor seinem Tod – William Gaddis, dem sein Sohn Matthew über die Schulter blickt. Vermutlich ließe sich aus diesen vorwiegend schwarzweißen Bildern eine Ikonografie der schreibenden Zunft erschließen. Sie legen aber vor allem Zeugnis ab von der Kunstfertigkeit einer leidenschaftlichen Beobachterin, die wie die von ihr festgehaltenen Menschen von der Welt und der Zeit ihres Lebens berichtet – „mit Licht schreibend“, wie es Cees Nooteboom in seinem einleitenden Essay formuliert: Ein Coffee Table Book für die belesenen Stände, das den Namen Prachtband durchaus verdient. 4,0 , ___ „Die Zunge Europas“ (Rowohlt, 19,90 Euro) von Heinz Strunk macht in der verschroben tragikomischen Tradition da weiter, wo der Bestseller „Fleisch ist mein Gemüse“ auf hörte: „Alle anderen ja, ich nein.“ Wer darüber lacht, zählt sich vermutlich zu allen anderen, für Markus Erdmann, den leicht übergewichtigen. 34 Jahre alten Ich-Erzähler, ist dieses Fazit seiner von großväterlichen Verboten geprägten Kindheit einfach nur bitter. Noch dazu existiert seine Beziehung zu Sonja allenfalls pro forma, während ihn sein Job als Gagschreiber an den Rand der Verzweiflung treibt. Diese entlädt sich etwa in einer ebenso lustigen wie lei-