Bill Wyman’s Rhythm Kings – Double Bill

Ein Hobby nur, ein Outlet für angestaute Musikalität, mehr nicht. So sprach Bill Wyman noch unlängst über seine Rhythm Kings. Eine Feierabend-Band befreundeter Veteranen des britischen Rhythm & Blues. Eine Trilogie von Alben, ein paar Dutzend Gigs, gute Laune und das warme Manhat’s-noch-locker-drauf-Feeling. Doch irgendetwas ging schief. Die Platten liefen von Mal zu Mal besser, besetzten unfreiwillig Charts-Positionen, Konzert-Tickets wurden schwarz gehandelt, die Medien mischten sich ein, von Fanzines bis zum Feuilleton, und plötzlich hatte Bandleader, Kurator und Spiritus Rector Wyman mehr zu tun, als ihm eigentlich lieb war.

Auf die Bremse treten oder den vierten Gang einlegen? Bill, Erster unter Gleichen, fragte in die Runde und fand keinen, der das Ding ad aeta legen wollte.

Ergo „Double Bill“, ein Doppel-Album randvoll mit Trad-Stoff der beschwingten Art. Alle Beteiligten, reportiert Wyman, hatten „a big smile on their face“. Freude, hörbar gemacht. Auf Marc Bennos „Hot Foot Blues“ etwa, einem von Gary Brooker gesungenen, mit Albert Lees Licks veredelten R&B-Heuler mit Swamp-Flair. Oder auf Eddie Cochrans RockabillyBlues „Tired di Sleepy“, Dan Hicks‘ Boogie-Burleske „Where’s The Money“ oder Wymans eigenen, eher lakonischen Songs wie „Love’s Down The Drain“: „I got no money, I’m dean out of change/ Take me back, honey, love is strange-“ Jazz, Blues, Rock’n’Roll, Gospel, Jump, Jive & Boogie. Und ein paar feine Balladen wie Conway Twittys countryeskes „Lonely Blue Boy“ oder der Ketty-Lester-Hit „Love Letters“, zu dem Rhythm Kings-Fan George Harrison eine bittersüße Slide beisteuert. Beverley Skeete singt durchweg superb, Georgie Fame nicht minder, die Arrangements sind auf subtile Weise swingend, die Produktion gediegen, wenngleich einen Touch zu clean. Ein minimales Manko, das behoben ist, sobald diese Band eine Bühne betritt, denn im Konzert machen die Rhythm Kings ihrem Namen erst recht alle Ehre.

Sieht so aus, als bliebe Bill Wyman, demnächst immerhin 65, noch eine Weile im Unruhestand.

WOLFGANG DOEBELING

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