BJ Novak :: Cornflakes mit Johnny Depp

Eine umgekippte Schublade. Alles musste raus, damit der erste Erzählband des Schauspielers und Drehbuchautors Novak („The Office“ u.a.) auch genügend Gewicht bekommt. Klassische Short Storys mittlerer Länge stehen neben Satiren, mutwilligen, noch nicht ganz zu Ende gedachten und formulierten Skizzen, Witzen, kryptischen Kürzestgeschichten, Glossen etc. Was halt so anfällt, wenn einer die Tinte nicht halten kann. Der Ton ist meistens ziemlich aufgekratzt, respektlos, man erahnt die eine oder andere Stilparodie, aber wenn das Original hierzulande zu wenig bekannt ist, verpufft der Spaß etwas. Auch sein Harvard-Studium schlägt sich nieder in ein paar hübschen Anspielungen und im rhetorischen Ornat, über das er souverän verfügt, um sich mit einer kleinen Volte gleich wieder darüber lustig zu machen. Er kann Dia­loge schreiben, und seine von Monty Python abgeschauten lapidaren Pointenvermeidungen am Schluss einiger Texte changieren sympathisch zwischen Skurrilität und Understatement. Man kann sich gut vorstellen, dass die eine oder andere Geschichte auf der Bühne mit viel Betonung noch mehr komisches Potenzial entwickelt. Alles in allem, nicht zuletzt durch die sehr unterschiedlichen Textlängen und -formate, ein ziemlich unterhaltsames Buch, dem nur zu oft das Ernstfundament fehlt, das literarische Komik nun mal von Comedy unterscheidet.

In einigen Erzählungen jedoch ist alles komplett, da zeigt sich der Witz als Kehrseite des Grauens. In „Eines Tages müssen wir …“ etwa treffen vier ehemalige College-Buddys zu einem „Hangover“-Szenario zusammen, denn Willie, der ewige Knaller des Quartetts, droht in der Fremde im Alkohol zu ertrinken. Aber die Intervention läuft total schief. Die vier sprechen nicht über Willies Problem, zechen dafür umso exzessiver. Willie kriegt die Kurve dennoch, und so scheint sich alles doch noch in warmherziger Harmonie aufzulösen. Aber dann kommt der Schlusssatz, der aus dieser einfach nur ziemlich komischen Geschichte eine macht, die man mehrmals lesen möchte. Wenn Novak da weitermacht und die an den Haaren herbeigezogenen Schnurren drangibt, wird das nächste Buch wirklich bemerkenswert. (Blumenbar, 18 Euro)

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