Björk :: Homogenic

Debut. Post. Homogenic. Mit den Titeln hat Biörk ihre PlatM*ß den Titeln hat Björk ihre Platten immer zugleich auch interpretiert und innerhalb des Gesamtwerks eingeordnet Rezensenten-Konkurrenz. Und wir geben zu, das hätten wir auch nicht besser gekonnt: JDe-W war als Neuanfang gedacht und wirkte tatsächlich wie ein berauschender Eröfmungstanz, obwohl es strenggenommen kein Debüt war. „iW war die plakativste und bunteste Party einer Postmoderne, die ihre besten Zeiten schon hinter sich hat Und dieses neue Album ist wirklich erstaunlich homogen… Aber das erwähnte Frau Gudmundsdottir ja.

Mit das Beste an Björk war immer ihre fehlende Bindung an musikalische Traditionen. Für Leute, die sehr viel Wert legen auf angebliche „Verwurzelungen“, mußte sie eine beständige Irritation sein. Vielleicht haben deshalb so viele versucht, in ihr irgendein isländisches Fabelwesen zu sehen – denn irgendwo muß der Mensch ja hingehören, gell? Björk gehört nirgendwo hin. Ihre „Roots“ liegen im Dunkeln. Sie erfand sich selbst und ihre Form von Popmusik immer wieder neu. Musik, die für Luftschlösser komponiert wurde. Björk bildet nicht nur eine Klasse, sondern auch ein Bezugssystem für sich.

Aber nun dieses Bemühen um Geschlossenheit Das ist der neue, wie immer bloß kommissarische Entwurf. Geltungsdauer: eine Platte. War auf „Post“ noch jeder Song ein Mikrokosmos für sich, so betreten wir hier einen großen, dunklen Raum. Es ist plötzlich finster geworden in Björks Seele. Und sie gibt uns keine Chance, das zu ignorieren. Grübeln wir mal: Hat man in letzter Zeit irgend etwas tragisches Privates gehört von ihr? Jedenfalls singt sie, sie wünsche sich einen emotionalen „State of emergency“. Und ist schon mittendrin.

Björk goes Portishead, das mal zum Mitschreiben. Ihre Musik ist traurig und schön, aber zur Diseuse wird sie nie. Der LFO-Mann Mark Bell, mittlerweile ein alter Gefahrte, programmierte die Beats. Sicher wurden diese ganzen musikalischen „landscapes“ unter der Aufeicht von Marcus Dravs und Mark Stent mindestens so genau ausgearbeitet wie die Notstandspläne des Pentagon. Trotzdem entsteht der Eindruck von Zufälligkeit, Verlassensein, Orientierungsnot. Das ist nicht die Einsamkeit, die man alleine im Wald hat. Eher schon die einer Odyssee im Weltraum. Während es auf dem letzten Album aus allen Ecken tönte, fiepte und sprudelte, so herrscht hier zuweilen heilige Stille. Der Computer, Björks Stimme, ein Keyboard, manchmal ein Orchester: Mehr ist nicht. Aber das ist mehr als genug.

Björk kapselt sich ein. Noch aber dürfen wir Glücklichen auch mit hinein in die Kapsel. Hello Spacegirl. 4,5

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