Black Francis :: Bluefinger
Hommage an Herman Brood aus Pixies-Perspektive.
Noch einmal lässt Black Francis dieses rohe Leben an einem vorbeirauschen, das sich zwischen West-Berlin und West-Hollywood austobte, erzählt von Herman Broods Drogenabhängigkeit und seiner Musikbesessenheit, aber auch von seiner Malerei, begleitet ihn schließlich ins Amsterdamer Hilton, von dessen Dach Brood am 11. Juli 2001 in den Tod springt. Das Trash-Rock-Requiem „Angels Come To Comfort You“ folgt ihm auf dem Weg nach unten, lässt ihn von Engeln auffangen. Und den nervösen Pulsschlag des Songs übertönt schließlich ein Himmels-Chor, der ins Martinshorn des Notarztwagens übergeht.
Kaum einer hat dermaßen konsequent die Idee von Sex, Drugs & Rock’n’Roll gelebt wie der Holländer Herman Brood, der- als er erfuhr, dass er wegen eines Leber-und Nierenschaden Schluss mit den Drogen machen musste – sich umbrachte, weil er ein Leben ohne Drogen nicht für lebenswert hielt. „Bluefinger“ spürt nun diesem ein wenig in Vergessenheit geratenen Rockexzentriker nach, der es in den 70er Jahren mit seiner Band Wild Romance auch auf ein paar internationale Hits brachte („Saturday Night“). Auch wen n es sich bei der Platte um eine Herman-Brood-Hommage handelt, so tönen einem doch durch jeden knurrigen Gitarrenakkord, jeden scheppernden Beat, jedes Sich-Überschlagen der Stimme auch und vor allem die frühen Pixies entgegen. Etwa im mit einem stupide stampfenden Schlagzeug lospolternden „Threshold Apprehension“ oder in „Your Mouth Into Mine“ mit seinen überhasteten Harmoniewechseln.
So direkt wie „Angels Come To Comfort You“ setzt sich sonst jedoch kein „Bluefiger“-Song mit der Brood-Biografie auseinander. Meistens sind die Bezüge assoziativwie im wunderbaren „Test Pilot Blues“, der sich um einen störrischen Basslauf herum im Kreis dreht und von der Sucht erzählt, immer neue Horizonte aufzutun zu müssen: „I’ve seen blue you’ve never seen.“
Frank Black/Black Francis gelingt es aber nicht nur, mit diesem Album dem wilden Holländer gerecht zu werden, wie etwa das herrlich übereifrige Cover der Herman-Brood-Nummer „You Can’t Break A Heart And Have It“ vorführt, sondern liefert hier auch eine seine besten Songkollektionen seit langem ab – vom stürmisch-exaltierten „Captain Pasty“ über den urbanen Blues „Tight Black Rubber“ bis zum störrischen Walzer „Bluefinger“.