Blue collar worker :: Jim Croce – Photographs And Memories (CASTLE ESMCD 698)
Der blue collar worker-Standpunkt, den der ehemalige LKW-Fahrer und Fernmeldetechniker Jim Croce in manchen seiner bekanntesten Songs bezog, war alles andere als wohlfeile Attitüde, mit der er sich — wie so viele Kollegen von der Country-Fraktion nur zu gern — bei seinem Publikum anbiedern wollte. Sein Bekenntnis zum „provinzlerischen“ Leben genauso wenig. Was immer er an Liedgut zur allseits geschätzten Gattung „love song“ beitrug, handelte nicht penetrant von gebrochenen Herzen, eher von jedermanns Sehnsucht nach einer romantisch intakten Beziehung.
Larmoyante Nabelschau war — anders als bei vielen Kollegen der Singer/Songwriter-Zunft — seine Sache überhaupt nicht, im Gegenteil: Weder von Drogen- noch anderen seinerzeit notorischen Problemen geplagt, schrieb er schon während der Jahre, als er noch für ein paar Dollar durch Coffeehouses tingelte und sich, seine Frau und den Nachwuchs ansonsten tagsüber durch redliche Arbeit ernähren mußte, Lieder der eher objektivierend distanzierten Art. Mag sein, daß manche einen (durchaus gesunden und eigentlich lebenserhaltenden) Hang zur Sentimentalität dokumentieren. Dafür findet man in anderen wiederum reichlich Witz und humoristische Volten. Und sein zweiter Hit von 1972 („Operator“) war in der eher esoterischen Song-Gattung „Liebe am Telefon“ ein kaum weniger eindrucksvoller Ohrwurm als zuvor Chuck Berrys „Memphis, Tennessee“ oder wenig später Lowell Georges „Long Distance Love“.
Bei den neuen Castle-Remasters hat man sich jedenfalls redlich bemüht, die Klangqualität der LP-Umschnitte zu reproduzieren bzw. bei einer ganzen Reihe von Aufnahmen noch zu übertreffen. „Time In A Bottle“ (3,5) dokumentiert dabei den „sentimentalen“, „Down The Highway“ (3,5) den bodenständigeren tunesmith. Und „Photographs And Memories“ ist nach wie vor der arg knapp geratene „Very Best Of‘-Versuch eines Rückblicks. 4,0