Bob Dylan :: Live 1961-2000: Thirtynine Years Of Great Concert Performances
Eigentlich schon 40Jahre: eine halbherzige Compilation aus Japan
Oscar gewonnen, 60. Geburtstag und 40-jähriges Bühnenjubiläum stehen vor der Tür – Zeit also, den Mann zu ehren, der mehr für die populäre Musik getan hat als…. (bitte selbst einsetzen). So in etwa muss man die Besprechung einer CD beginnen, die „Thirty-nine Years Of Great Concert Performances“ heißt. Aber warum 39 Jahre, warum warten sie nicht noch ein Weilchen mit der Ehrung und machen „forty years“ draus? Nun, es handelt sich um eine CD, die speziell für den japanischen Markt zur mittlerweile schon beendeten Japan-Tournee kompiliert wurde.
Aber 39 Jahre auf einer LP mit 75 Minuten Spielzeit? Was kann da schon drauf sein? Elf bisher unveröffentlichte bzw. veröffentlichte, aber äußerst bis relativ rare Live-Performances (dreimal anno 2000!) und fünf weitere Stücke von regulären Live-Alben sind drauf. Und ganz wichtig: nix von“ß«dokan’1 Gute Voraussetzungen!
„Ladies and Gentlemen, would you please welcome“, so geht’s natürlich los, dann mit „Somebody Touched Me“, eines der Traditionais, mit denen Bob momentan jedes Konzert beginnt. Weiter nach Minneapolis, ins Jahr 1961, anschließend ins Gaslight Cafe, New York, 1962. Bis dahin alles super. Mit „To Ramona“ folgt ein eher uninspiriertes „Don’t Look Back“-Outtake.
Und schon sind wir beim Problem dieser Veröffentlichung: Warum ist Bob Dylan hauptsächlich performing artist und eben nicht Dichter und Literaturnobelpreisträger? Klar, der kreative Umgang mit eigenem und auch fremden Material macht seine Konzerte zum Nonplusultra der Dylanologie – die Auslassungen, Hinzufugungen, Betonungen, Umdeutungen. Diese Facette wird auf „Lire 1961-2000“ nicht angemessen gewürdigt.
Den performing artist in Reinform hört man nur bei „I Don’t Believe You“ von „Lire 1966“, „It Ain’t Me, Babe“ aus „Renaldo And Clara“ und „Things Have Changed“ aus Portsmouth im Jahr 2000. Doch vielleicht ist das auch bezeichnend. Dylan scheint nach den mathematkal songs der Europa-Tour 1966 und der Rolling-Thunder-Tour 1975 in diesen Tagen einen weiteren Höhepunkt ab LiveKünstler erreicht zu haben. Die Neverending Tour ist die radikalste und konsequenteste Äußerung des performing artist Bob Dylan.
Übrigens haben kundige Rechner und Bobfans bereits nachgewiesen, dass die Spanne zwischen 1961 und 2000 bereits 40 Jahre umfasst, nicht 39 – Columbia in Japan hat sich verrechnet.
Also besser die bis zu 50 Mark (Import!), die man für „Live 1961-2000“ hinlegen muss, sparen und aufs nächste Konzert warten? Vielleicht. Es gibt zwar eine Reihe sehr schöner Momente – den im Titel gestellten Anspruch kann dieses Plättchen aber beim besten Willen nicht erfüllen. Denn was sind schon 73 lächerliche Minuten gegen all die kostbaren Erinnerungen an die wunderbaren Konzerte, die wir im letzten Jahr in deutschen Hallen erleben durften? Peace, good will and tranquility. Das nächste Bob-Konzert kommt bestimmt.