Bob Lind – Elusive Butterfly – The Complete Jack Nitzsche Sessions :: „One Hit Wonder“ – viel später liebevoll von Pulp besungen

Ein klassischer Fall von One-Hit-Wonder, obwohl er drei Monate nach dem Ohrwurm „Elusive Butterfly“ daheim wie auch in England noch einen kleinen Erfolg mit „Remember The Rain“ verbuchen konnte. Dass er selber – als Miet-Schreiber unter Vertrag beim Verlag Metric Music und als Interpret bei World Pacific, einem Sub-Label von Liberty Records – ein ausgesprochen gutes Gespür für das Hit-Potenzial der eigenen Songs gehabt hätte, kann man nicht behaupten. Wenn das Eingeständnis in den Liner Notes kein koketter Schwindel ist, betrachtete er „Elusive Butterfly“ als den weitaus schwächsten Song der frühen Sessions und wählte den für eine B-Seite aus. Discjockeys weltweit waren da am Ende ganz anderer Meinung. Erst spielte einer in Florida die pausenlos – und löste so diesen Schneeballeffekt aus, dem immer wieder mal Songs ihren Hit-Status verdanken.

Völlig grotesk war allerdings, dass man Lind nach diesem Erfolg als einem der allerersten das Etikett „the new Bob Dylan“ anzuhängen begann, ihn sogar zum neuen Sprachrohr der Jugend zu erklären wagte. Wenn überhaupt, hatte „Elusive Butterfly“ mehr mit Glen Campbell zu tun, irgendwo vielleicht auch mit Jimmy Webb. Als Autodidakt hatte der die letzten Jahre in Folk Clubs autgetretene Sänger nicht den blassesten Schimmer von Arrangements, Noten oder anderen professionellen Dingen. Damals Chef bei besagtem Musikverlag, fand Lenny Waronker seine Demos auch alles andere als Profi-like. Er kam auf die Idee, dass Lind mal Jack Nitzsche etliche Songs vorspielen sollte. Der war spontan so angetan, dass er ihn auch produzierte und – als Phil Spectors Mann fürs Feine über beste Beziehungen in der Session-Szene von Los Angeles verfügend-zu den Aufnahmen Cracks wie Hai Blaine, Carol Kaye, Larry Knechtel, Leon Russell usw. ins Studio bat. Weithin dieselbe Mannschaft also, die auch auf den Hits von Mamas And Papas und anderen Stars der Szene in L.A. zu hören war. Es waren die Streicherarrangements, bei denen sich Nitzsche austobte und diese Ping-Pong-StereoProduktionen damit „veredelte“. Vielleicht war es ja auch das, was Jarvis Cocker Jahrzehnte später dazu animierte, „Bob Lind“ zu komponieren. Den Song mit dem Untertitel in Klammern gesetzten „the only way is down“, der zwischendurch mal „Elusive Butterfly“ ganz klammheimlich zitiert, auch üppig mit Streichern garniert. Der in den 6oer Jahren in England geradezu unheimlich populäre Val Doonican nahm den Song damals umgehend auch auf und kam damit praktisch parallel ebenfalls auf Platz 5 der Hitparade. Was Lind wiederum gar nicht als Anlass für öffentliche Entrüstung empfand, sondern irgendwo sogar als schmeichelhaft.

Was er, plötzlich ein Popstar in Beatles-Land, überhaupt nicht gut fand, war dieses dämliche lippensynchrone Voll-Playback, zu denen man sich damals bei den Pop-Shows des BBC-Fernsehens mit dem vielen idiot dancing bereit erklären musste. Viel leiden musste er aber nach „Remember The Rain“ nicht mehr. Das und die B-Seite waren seine letzten Hits. Nach dem zur selben Zeit aufgenommenen zweiten Album „Photographs OfFeelmg“ beendete Nitzsche schon bald die Zusammenarbeit. Ein novelty song wie das satirische „The World Is Just A B-Movie“ war definitiv nicht radiofreundliches Hitmaterial, trotz des genialen Nitzsche-Arrangements auch der Barock-Pop von „I Just Let It Take Me“ nicht. Die manchmal etwas wortlastigen Songs hinderten Marianne Faithfull nicht, „Counting“ aufzunehmen. Vom Blues Project bis Nancy Sinatra und Turtles bedienten sich immer ¿wieder mal Kollegen bei seinen Kompositionen. Wie in den Liner Notes nachzulesen, ist Bob Lind denen bis heute dafür sehr dankbar.

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