Boney M. :: Legendary TV Performances

Er war crazy like a fool

,,He’s crazy like a fool/ Daddy Cool.“ Jeder Mensch, dem so ein Reim einfällt, ist genalisch zu nennen – und Frank Farian fiel nicht nur die Sentenz ein, sondern ein unwiderstehlicher Disco-Groove dazu. Farian hatte 1974 ein karibisches Stück entdeckt und damit experimentiert – daraus entstand „Do You Wanna Bump“. Der Song wurde zum Hit, in Holland lud man Boney M. ins Fernsehen ein – aber es gab ja keine Boney M., es gab bloß den Produzenten Farian. Der engagierte Liz Mitchell von den Les Humphries Singers, zwei hübsch aussehende Damen und den Tänzer Bobby Farrell. Nun gab es Boney M. 1976 erschienen „No Woman, No Cry“, „Daddy Cool“ und „Sunny“. danach „Ma Baker“, „Belfast“, „Brown Girl In The Ring“. 1978 belegte „Rivers Of Babylon“ in 35 Ländern den ersten Platz der Charts, und zu Weihnnachten legte Farian „Mary’s Boy Child“ nach. Es folgten „Rasputin“ und „El Lute“. Und 1980 war es vorbei.

Frank Farian ist einer der großen unbesungenen Helden der Pop-Geschichte – und seine Versuche, sich selbst zu besingen, haben nie recht funktioniert. Er ist ein Produzent, ein Luftikus, ein Svengali, jemand, der einen angemalten Kanarienvogel für einen Papagei ausgeben kann. Einer wie Phil Spector. Mit Milli Vanilli wiederholte er das Wunder ein Jahrzehnt später und wurde zum Ausgestoßenen, weil die beiden Jungs nicht selbst gesungen hatten. Farian verstand die Empörung nicht: So hatte er es doch immer gemacht. Er ließ die Puppen tanzen.

In dieser „ZDF Kultnacht“ sitzt er vor dem Mischpult und erzählt noch einmal davon, wie alles begann und wie verrückt es wurde. Dazwischen sieht man die Auftritte seiner Geschöpfe in Sendungen wie „Disco“ und „Musikladen“. Die Damen bewegen die glänzenden Lippen, der Tänzer tanzt, meistens mit Weste über der behaarten Brust, er tanzt ganz erstaunlich – einmal öffnet er das Jäckchen, geht in die Knie und schleicht um die Frauen herum, als wollte er nur ihnen seine Brusthaare zeigen. Es gab wenig Bizarreres auf der Welt, aber damals wunderte sich niemand darüber. Wir hatten „A Walk In The Park“, E.L.O., Patrick Hernandez, die Bay City Rollers, die Teens. Und wir hatten Frank Farian, bei dem alte Hits, der Bürgerkrieg in Nordirland, Calypso-Melodien, spanische Legenden und biblische Sagen immmer nur eins wurden: ein Fest mit einem verrückten Tänzer. (Sony) arne willander

Irgendetwas fehlt immer bei Southside Johnny. Er ist ein ehrenwerter Arbeiter, er schwitzt und kämpft, und manchmal – etwa wenn er nur von Mundharmonika und Gitarre begleitet „All The Way Home“ singt – hat er einen schönen Bruce-Moment. Aber allzu oft übertünchen die Bläser bloß, dass die Songs Standardware sind, und es wundert einen nicht, dass beim Köln-Konzert 1992 eine Leiter auf der Bühne steht. Man erwartet fast, dass Johnny gleich eine Glühbirne wechselt oder etwas schraubt. Zu sehen ist hier auch ein Auftritt in Essen 1979, da bestand die Band noch aus elf Mann, die sich mächtig ins Zeug legen. Der größte Moment war aber doch wieder nur Sam Cookes „We Are Having A Party“. Und beim folgenden Interview mit Alan Bangs ist das Originellste das olle Teeservice, das vor den Jukes auf dem Tisch steht. (Eagle Vision) Birgit Fuss

Hierzulande sind Biffy Clyro nie über den Status hinausgekommen, bei großen Festivals über eine Nebenbühne gescheucht zu werden. Und auch auf der Insel hatten es die Schotten mit ihren überambitionierten Rock-Hymnen lange schwer. Mit dem begradigten Sound der Alben „Puzzle“ und „Only Revolutions“ haben sie nun den Weg eingeschlagen, den schon die Foo Fighters gegangen sind. Die Show in der Londoner Wembley Arena dokumentiert das sehr schön. Biffy Clyro wissen, dass sie rocken können – und tun das als leidenschaftliche, oberkörperfreie Facharbeiter. Sänger Simon Neil trägt dazu die Selbstvergessenheit von Kurt Cobain spazieren, wenn er beim finalen „Mountains“ im Konfetti-Regen steht. Nur die allzu hektischen Schnitte und das überstrapazierte Zeitlupen-Pathos stören bei dieser 2CD/DVD-Edition etwas. (Warner) Christoph Dorner

Nach mehr als 30 Jahren rafften sich Bad Company noch einmal in Fast-Originalbesetzung (Bassist Boz Burrell starb 2006) zu einer Großbritannien-Tour auf, der Höhepunkt war im April 2010 dieses Konzert in der Wembley-Arena. Paul Rodgers trägt immer noch Unterhemden und lässt auch musikalisch gern seine Muskeln spielen. „Can’t Get Enough“, „Feel Like Makin‘ Love“ und andere Blues-/Softrock-Klassiker strotzen vor Energie. Bei „Shooting Star“ singen natürlich alle mit, und sogar als Rodgers für „Bad Company“ zum Piano geht, setzt er sich nicht etwa hin, sondern bleibt tapfer stehen. Seniorenbonus? Nein, danke. Im Interview erklären die freundlichen Engländer dann, was für sie der größte Unterschied zwischen dieser Tournee und denen in den 70er-Jahren ist: „Wir erinnern uns heute an mehr, und das Benzin ist teurer.“ (Eagle Vision) Birgit Fuss

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