Bruce Cockburn – Dancing In The Drago’s Jaw

Den Spruch, dass ein politisch Lied ein garstig Lied sei, hat Bruce Cockburn nie geglaubt. Spätestens seit „Humans“ hat er aus seiner Linksdenker-Seele nie mehr eine Mördergrube gemacht, und was seine Songs angenehm von vage generalisierender Polit- und Protest-Rhetorik abhob, war die Tatsache, dass sie nie ungefähr blieben, sondern ganz konkret wurden. Wo er ab Mitte der 70er Jahre christliche Botschaften in die Songs einschmuggelte, war das weder missionarischer Eifer noch annähernd der Versuch von Proselytenmacherei.

Seine Akustikfolk-Hymnen auf den „Universe Maker“ wie „Lord Of The Starfields“, erster Song auf „In The Falling Dark“ (3,5), handelten nicht weniger von Erlösung als die ältesten Gospelsongs Jahrzehnte zuvor. Erkenntnisse, zu denen Dylan während seiner christlichen Trilogie der Jahre 1979 bis 1981 in so großen Liedern wie „Every Grain Of Sand“ fand, waren ihm schon zuvor aufgegangen. Stilistisch erinnerte der Titelsong der LP wie ein paar andere auch an den kanadischen Kollegen Neil Young, und in der schieren Klasse waren seine Instrumentals denen eines Jorma Kaukonen vergleichbar. Neben „Water Into Wine“ und „Giftbearer“ enthält die Remaster-Ausgabe mit dem knapp neunminütigen „Untitled Guitar“ – ein Session-Outtake – ein drittes, einer von vier Bonus-Tracks hier. Mit der im Grundton elegischeren Song-Kollektion von „Further Adventures Of…“ (3,5), die auch mehr in Richtung Jazzfolk tendierte, konsolidierte Cockburn seine beachtliche instrumentale Finesse, hörbar auch bei „Mountain Call“, dem einzigen Bonus-Track hier.

Unter der Handvoll richtiger Ohrwürmer, die er dann für „Dancing In The Dragon’s Jaw“ schrieb, war das ziemlich poppige „Wondering Where The Lions Are“ genau genommen der leichtgewichtigste. Reggae „light“, aber unwiderstehlich und derart radiotauglich, dass mehr Menschen denn je ihm zuhörten. Von ganz anderem Kaliber waren da allerdings trotzdem „Hills Of Morning“ (hinreißend melodisch, Dub-Folk im Rhythmus des Herzschlags, also zu Herzen gehend, an die besten frühen Soloplatten von Paul Brady gemahnend), „Incandescent Blue“, das auch melodisch so betörende „Creation Dream“ und – nicht zuletzt „Northern Lights“, ein Klassiker des Roadsong-Genres.

Die Freude, die Cockburn über den Sturz des afrikanischen Diktators empfand, kann man beim virtuosen Instrumental „By Bye Idi“ jederzeit nachvollziehen. Rätselhaft nur, wieso es diese Aufnahme damals nie auf die LP schaffte. Exzellentes Remastering auch hier (Cockburns Platten boten ja schon zu Vinyl-Zeiten besonders reichlich Wohlklang), nicht weil, sondern obwohl hier mit Sonic-Solutions-Gerät vorsichtig „entrauscht“ wurde.

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