Bryan Adams :: Room Service

Mediokre Lieder, aber immerhin weniger Pomp, weil auf Tournee eingespielt

Das müssen Sie sich mal vorstellen: Bryan Adams hat seine neue Platte nicht im Aufnahmestudio aufgenommen, sondern unterwegs auf Tournee. Die basic tracks beim Soundcheck, die Gitarren in der Garderobe, den Gesang im Hotel, so ungefähr.

Das ist ein Zeichen! Schon auf dem letzten regulären Studioalbum, „On A Day Like Today“ von 1998, hatte Adams mit zwei, drei passablen Liedern ein bisschen Schluss gemacht dem grauenhaften Pomp und berufsjugendlichen Unsinn, dem ihm einst Produzent John „Mutt“ Lange eingebrockt hatte (18 Til I Die!). Dumm nur, dass mit „Cloud Number Nine“ auf derselben Platte eins der furchtbarsten Zeugnisse Adamscher Beliebigkeit zu finden war.

„Room Service“ hat nun keinen Pomp und kaum Computer, sondern bloß Musik, der man den Umstand ihrer Entstehung gut anhört Zwar war am Ende mit Bob Clearmountain natürlich doch wieder ein Signalverbreiterer erstes Ranges am Werk, und natürlich sind noch Streicher dazu gekommen und große Hallräume und das eine oder andere opulente Arrangement. Doch die meisten Lieder auf „Room Service“ entschlacken Adams zu dem rechtschaffen kanadischen Sonnyboy, den man auf der Bühne trotz der furchtbaren Singles immer noch zu sehen bekommt. Zum Beispiel „Open Road“, das in der Strophe wie „Run To You“ klingt und in der Mitte gar ein Mundharmonika-Solo hat. Oder das clever harmonisierte „I Was Only Dreaming“ mit orientalischen Streichern und Rückwärtsgitarren. Oder das kräftig pumpende „She’s A Little Too Good For Me“, das zwar keine wirkliche Idee, aber jede Menge Attitüde besitzt. Und so scheint Adams trotz mediokrer Lieder immerhin wieder klar zu sein, was alle Umstehenden schon immer wussten: Everywhere I go the kids wanna rock.

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