Bryan Ferry :: Dylanesque (Eagle Vision)

Es wäre nicht verwunderlich, würde Bryan Ferry während seines Mundharmonikaspiels die Hand in der Hosentasche lassen, so beiläufig interpretiert er die Dylan-Songs. Nun kennt man die wahrhaft wunderliche Sammlung schon von dem Album. Aber diese Seance mit Studiomusikern und Chor-Sängerinnen ist doch in ihrer gut geölten Selbstverständlichkeit, Lässigkeit und Leidenschaftslosigkeit bemerkenswert, wenngleich Ferrys Kommentierung seine Dylan-Fixierung nicht plausibler macht. Die ersten vier Dylan-Platten hatte er ignoriert, es war sowieso schwarze Musik angesagt, aber mit der Elektrifizierung kam er auf den Geschmack, und Dylan sei ja ungefähr im selben Alter wie er, nur eben Amerikaner. Ferrys erste Deutung, von „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“, 1973 (das Video ist hierzu sehen), war immerhin dem nervösen Sound und Vokal-Stil von Roxy Music unterworfen. „Just Like Tom Thumb’s Blues“, „The Times They Are A-Changin'“ und „Gates Of Eden“ wirken bei Ferry wie Anverwandlungen eines Außerirdischen vom Planeten Suave, der sich in menschlicher Sprache versucht, die er mittels eines altertümlichen Computers studiert hat. Ferrys Sakko sitzt aber wie immer bewunderungswürdig.

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