Buck Owens :: Tall Dark Stranger – The Buckaroos Recordings 1969-75
Die späten Jahre des Country-Stars, komplett im Box-Set
Parodien auf „The Cover Of ‚Rolling Stone'“ gab es mehrere. Das Original von Dr. Hook und Shel Silversteins Ironie mit doppeltem Boden luden dazu ein. Aber nur Buck Owens gelang es, mit „On The Cover Of The ‚Music City News'“ auch noch einen Hit zu landen. Wer da allerdings satirische Spitzen auf besagte Nashville-Gazette erwartet hatte, sah sich (vermutlich angenehm) enttäuscht. Owens machte aus der Vorlage eine fröhliche Hillbilly-Hymne auf Nudie Suits, rosafarbenen Champagner, maßgefertigte Cadillacs und Jet-Set-Leben. Im Übrigen verließ sich Buck Owens Ende der 60er-Jahre mehr auf Vorlagen, die angesagte Songschreiber wie Kris Kristofferson oder Ronnie Milsap lieferten. Ein Top-Hit wurde „Great Expectations“, als Country-Heuler eigentlich auch eine perfekte Vorlage für George Jones, mit dem er Platz 8 der Hitparade erreichte.
Was die Liner Notes zu dieser Retrospektive der letzten Capitol-Jahre des Country-Superstars nicht andeuten, ist die Tatsache, dass die Firma mit ihrer Veröffentlichungspolitik just auf dem Höhepunkt seiner Popularität auch schon seinen Niedergang einleitete. Bei Capitol sah man kein Problem darin, 1970/71 mehr als ein Dutzend LPs von Buck Owens (teils wieder) zu veröffentlichen – dazu mehrere LPs der Buckaroos!
Owens versuchte sich von den Pressionen immerhin insofern zu emanzipieren, als er ab Anfang der 70er-Jahre Aufnahmen nur noch in seinem eigenen Studio machte. Aber die Duett-LPs etwa, die er dort mit Susan Raye aufnahm, vergleicht man besser nicht mit dem, was von Ray Charles bis Emmylou Harris Kollegen aus seinen großen Songs machten. Anderweitig schwer beschäftigt, nahm er zunehmend alte Songs noch einmal auf.
Vom berühmten „freight train sound“ der frühen Jahre vermitteln die späten Aufnahmen eher eine Ahnung. Auf den kam später Dwight Yoakam zurück, der sein Idol unbedingt rehabilitiert sehen wollte. Man hatte ihn, wie die Liner Notes hier referieren, als „too country“ abgelehnt, als er sich blutjung und hoffnungsvoll in Nashville Studiobossen vorstellte. Exzellent remastered wurde auch dieses dritte Buck-Owens-Box-Set. (Bear Family) Franz Schöler