Burkina Electric :: Paspanga

Unbekümmert, unberechenbar: afrikanisch-westliches Patchwork

Am Afropop des Jahres 2012 scheiden sich die Geister: Altstars wie Angélique Kidjo sind bei der Samstagabendunterhaltung angekommen und verharren in den bunten Afrikaklischees, die Clubsounds der Metropolen mit ihren Clashes aus HipHop und süßlicher Elektronik hingegen sind für uns Europäer oft (noch) nicht verdaulich. Einen Mittelweg gehen Burkina Electric: Das Projekt unter der Ägide von Lukas Ligeti (Sohn des Neutöners György) bedient sich traditioneller Rhythmen und Erzählweisen Westafrikas, sammelt Straßensounds vom Markt in Ouagadougou, lässt die glockenhellen Klickgitarren von Wende Bass grooven und die charmant-resolute Stimme der Sängerin Mai Lingani bezirzen.

Heraus kommt ein Patchwork, das weder afrikanischen noch westlichen Gesetzen folgt, sondern vor allem durch die Unberechenbarkeit der zugegebenermaßen recht konstruierten Songgebilde begeistert. Anleihen gibt es bei der burkinischen Ouaraba-Musik ebenso wie beim hüpfenden Soukous aus dem Kongo, Vielsprachigkeit mit einer Vielzahl heimischer Idiome bis Französisch ist Tugend. Man spielt mit blanken Disco-Mustern, lässt mal eine Prise Drum&Bass vorpreschen, nur um sich im nächsten Moment ungeniert und bar jeder Chronologie in Achtzigerrock-Attitüde und plakativen Keyboardbässen zu ergehen. Sicher keine definitive Lösung im weltmusikalischen Dilemma, aber die freche und unbekümmerte Experimentierlaune überzeugt. (Cantaloupe/Naxos) Stefan Franzen

Beste Songs: „Sankar Yaaré“, „Saaga“

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