Burt Bacharach – At This Time

Daß das Cover dieser Platte dem von Johnny Cashs „American Recordings“ verblüffend ähnlich sieht, lassen wir als Zufall nicht durchgehen. Schließlich möchte auch „At This Time“ altersweises Vermächtnis eines Veterans sein. Weil es Burt Bacharach offenbar nicht reicht, als Easy-Listening-Ikone und Komponist flauschiger Liebeslieder erinnert zu werden, mit denen er bereits drei Oscars, sechs Grammys und 50 Top-Forty-Hits einheimste, kommt er uns jetzt 77jährig politisch.

Who are these people that keep telling us lies/ And how did those people get control of our lives/ And who’ll stop the violence ‚cause it’s out of control?/ Make ‚em stop!“ läßt Bacharach, der erstmals auch selbst getextet hat, Elvis Costello in „Who Are These People?“ gegen Bushs Irak-Krieg protestieren. Und jedes Ausrufezeichen echot eine Trompete, die aus der Erkennungsmelodie von „Drei Engel für Charlie“ zu stammen scheint. Der Erfinder der Lässigkeit müht sich als Texter von Protestsongs ziemlich ab, beschwert sich in „Where Did It Go?“ auch mal darüber, daß man früher U-Bahn fahren konnte, ohne Angst haben zu müssen, und sucht immer wieder die Geborgenheit der der allesheilenden Liebe auf.

Die Poesiealbum-Lyrik ist aber nicht allein daran schuld, daß „At This Time“ nicht das Album geworden ist, für das Bacharach uns im Gedächtnis bleiben wird. Auch musikalisch bedient er sich zu sehr an nostalgischen Versatzstücken. Da scheinen immer mal hübsche Erinnerungen an „Close To You“ oder „What The World Needs Now“ durch. Und die seufzenden Holzbläser, die empfindsamen Streicher, die mit Sehnsucht verstopfte Trompete, die Chris Botti bei „In Our Time“ beisteuert, gehören längst zu Bacharachs Standardrepertoire.

Daß nun Dr. Dre und Denaun Porter ein paar Loops unter die Songs gemischt haben, überhört man leicht. Und bei „Go Ask Shakespeare“ muß man eine dreieinhalbminütige Einleitung durchhalten, bis Rufus Wainwnght endlich Zeilen wie „I’ve been hoping for a better day/ It’s a long time coming but I wait anyway“ singen darf, um nach zwei Minuten mit unbarmherziger Sanftheit wieder ausgeblendet zu werden.

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