Burt Bacharach – The Rare Bacharch Vol. 1

Listening war selten easier als bei den zahllosen Ohrwürm bei den zahllosen Ohrwürmern, die Bacharach schrieb. Wenn jemand vorzugsweise auf Benefiz-Galas zu seinen Ehren herumgereicht wird oder Workshops und Meister-Klassen in Sachen Pop-Songwriting hält, sind seine besten Jahrzehnte vermutlich endgültig Vergangenheit. Aber was waren das für Jahrzehnte! Was dieser Bebop-Fan, der später Marlene Dietrich auf ihren Europa-Tourneen begleitete, an Hits schrieb, müsste Elton John (oder seinen erklärten Fan Noel Gallagher) eigentlich grün vor Neid werden lassen.

Neidlos zollten Ry Cooder (mit seiner Aufnahme von „Mexican Divorce“) und Elvis Costello dem Mann ihren Respekt.

So ganz pervers kann es also nicht sein, die Pop-Evergreens zu mögen, die er für Carpenters und Herb Alpert, Drifters und Walker Brothers, Aretha Franklin, seine langjährige Muse Dionne Warwick und so viele andere komponierte. Als Komponist und Arrangeur sammelte er Grammys und Oscars wie andere seltene Briefmarken. Irgendwann war es mit der ganzen Brill-Building-Herrlichkeit doch vorbei, als diese etwas langhaarigeren Bands aus England die amerikanischen Hitparaden eroberten. BB hatte da keine Probleme. Für seine Songs fand er immer Abnehmer.

Das Sammlerteil für Fans – Volume 1 von „The Rare Bacharach“, von Raven Records offenbar als Serie in Angriff genommen – widerlegt ziemlich gründlich, dass der Mann nur der Großmeister der Ballade oder der Supper-Club-Schnulze war. Etta James, Mavis Staples und Marianne Faithfull sangen seine Lieder genauso wie die Shirelles, Maxine Brown oder Jay & The Americans und Tammi Terrell. Wer die bekannten Hits längst alle hat, kann hier reichlich Entdeckungen machen. Von Marty Robbins gibt’s hier nicht „The Story Of My Life“, 1957 sein erster Nr. 1-Hit (in England, wohlgemerkt), sondern „Sittin‘ In A Tree House“, von Perry Como nicht „Magic Moments“, sondern „You’re Following Me“ und schlappe 51 Aufnahmen mehr. Rare Ware wie Alan Dales „I Cry More“ aus dem Film „Don’t Knock The Rock“, Del Shannon und „The Answer To Everything“, Scott Walkers großes Melodama bei „Another Tear Falls“, Mavis Staples, soulful „A House Is Not A Home singend, nicht die geläufigere Fassung der Drifters, sondern Dan Johnsons Version von „Mexican Divorce“, das fabelhafte „Keep Away From Other Girls“ von der wunderbaren Helen Shapiro und Jerry Butler mit „All Kinds Of People“.

Anderes, wie Gene Pitneys „The Man Who Shot Liberty Valance“, hat man wohl für kommende Folgen reserviert. Aber diese „elusive songs“ der Jahre 1956 bis 1978 sind kein schlechter Einstieg.

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