Can – Monster Movie/ Soundtracks/Tago Mago/Ege Bamyasi

Jetzt gibt es also auch die Can-Platten auf Hybrid-SACDs, und die alten Hippies können ihre abgenudeiten Schallplatten zum Höker tragen, wo sie bald ein Vielfaches kosten werden. Hildegard Schmidt, die Frau von Keyboarder Irmin – wohnhaft in Roussilon, Frankreich -, hat dieses technische Wunder möglich gemacht. Bei ihr gibt es übrigens auch T-Shirts zu bestellen (www.spoonrecords.com) wahrscheinlich die von 1970. Natürlich zweifelt niemand daran, dass Can gottverdammt modern klingen und mindestens Ambient, Drum’n’Bass und Techno vorweggenommen haben. Andererseits verrät doch die Art, wie Damo Suzuki – etwa bei den kürzeren Stücken von „Soundtracks“{1970, 3) – singt, den Geist der Zeit. Hier orgelt und zirpt und flötet es allerliebst für so unvergessene Filme wie „Deadlock„, „Cream„, „Mädchen mit Gewalt“ und „Bottom – Ein großer graublauer Vogel“. Nicht auszuschließen, dass so etwas damals ernst gemeint war.

Die legendären 20 Minuten von „You Doo Right“ auf dem furiosen Can-Debüt „Monster Movie“ (1969) gefielen ja nicht nur dem Krautrock-Exegeten Julian Cope, sondern auch der amerikanischen Band Thin White Rope, die allerdings etwas weniger Zeit für das Stück brauchte. Viele Adepten fanden die geklöppelten, nicht immer überlangen Stücke der Kölner Kommune nicht – sie hatten schon Mühe, diese repetitiven, improvisierten Gebilde selbst noch einmal hinzubekommen. Dabei muss es diskursiv ähnlich dramatisch zugegangen sein wie im Harem des Rainer Langhans. Karoli, Liebezeit, Czukay, Schmidt und – nach dem Abschied von Sänger Malcolm Mooney, dessen Name so gut passte – Suzuki (dessen Name auch gut passte) nahmen dennoch Platte um Platte auf, und trotz Gezänks waren zumindest die ersten vier wegweisend, wie man so sagt. Natürlich nerven die Wiederholungen, die rituellen Jams, die Wortspiele und all das bekiffte Gedöns. Auch ist der Verdacht nicht ganz abweisbar, dass neben Pot auch Esoterik nicht zu knapp im Spiel war.

Dennoch: Die rhythmischen, rauschhaften Exzesse von „Tago Mago“(1971,4)und „Ege Bamyasi“ (1972, 3,5 ) haben das Bewusstsein dafür erweitert, was mit Instrumenten so anzustellen ist. Wobei die Okraschoten-Platte beinahe ein Wechsel zum konventionellen Song-Format bedeutete (die Länge der Stücke!).

Wenn man die blakenden Kerzen auf dem SACD-Player platziert, sich auf dem Flokati lümmelt und ein wenig Hanf dreht, dann kommen Can so gut wie „The Dark Side Of The Moon“.

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