Can :: Tago Mago – 40th Anniversary Special Edition

Das Meisterwerk in neuer Edition - mit einem Konzert-Mitschnitt.

Eine Blödsinns-Box mit Spielkarten und aufblasbarem Kuhkopf muss es ja nicht sein – aber diese „40th Anniversary Edition“ des denkmalgeschützten Can-Doppelalbums von 1971 ist schon lumpig. Die Platte selbst kommt in der bekannten Remaster-Version von 2004, an der es wohl auch nichts zu verbessern gibt. Sogar die Textbeiträge im Booklet sind größtenteils dieselben. Der Bonus, der die in hübscher Pappe verpackte Neu-Edition entscheidend aufwerten soll, ist dann eine besonders lieblose Angelegenheit: eine zweite CD mit drei langen Live-Stücken von 1972 in mittelguter Tonqualität. Wann und wo sie aufgenommen wurden, steht hier nirgends – obwohl schon eine kurze Internet-Recherche genügt, um es herauszufinden. Am 24. Juni 1972 spielten Can im Großen Sendesaal des Kölner WDR-Funkhauses, offenbar live übertragen in der Radioreihe „Nachtmusik“. Die viel besser klingenden Bootlegs von dem Abend offenbaren dann: Das für diese „Anniversary“-CD überspielte Band läuft zu langsam.

Das nur zur Erklärung, warum „Tago Mago“ hier nicht die verdienten viereinhalb Sterne bekommt. Die Can-Platte, die den weitesten Bogen schlägt, vom psychedelischen Brautwalzer „Paperhouse“ bis zur Höllenfahrt in „Aumgn“, dem Teil des Trips, den man sonst nicht zu sehen kriegt. Vom Westcoast-Jam „Halleluwah“ bis zum Steinzeit-Kinderspaß „Peking O“, in dem Sänger Damo Suzuki das Hirn wegfliegt und die Drum-Maschine die Orgel zerhackt. Eine im nüchternen Zustand schwer zu ertragende, umso einzigartigere Platte. Keine andere erklärt so gut, worum es bei Can ging: um die Frage, wie Rock’n’Roll aus anderen, extremen Blickwinkeln aussieht, was er mit Stammesriten und europäischer Klassik zu tun hat und, vor allem, wie Musik klingt, die ihren eigenen Entstehungsprozess beinhaltet, die Suche nach dem unsterblichen Moment.

Im Frühjahr, so ist es angekündigt, sollen alle Can-Alben als Vinyl-Set erscheinen, ebenso eine Raritäten-Box namens „The Lost Tapes“ mit Studio- und Live-Material. Das werden dann die wahren Festivitäten. (Spoon/Warner)

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