Carla Bruni – No Promises
Jetzt geht’s gleich wieder gegen die armen Rotweintrinker, denen man sicher nachsagen wird, diese CD besonders gern zu mögen und oft zu benützen: Carla Bruni, das Ex-Model mit der schöngeistigen Ader, singt Gedichte vor, also Literatur. Fast so wie Sting, den sie höchstwahrscheinlich gut kennt. Und das ist deshalb sogar eine gute Idee, weil Carla Brunis erste Platte mit eigenen Songs von 2002 ziemlich gut war, besser als die der französischen Bambis, und weil das nämlich eine Sekttrinkerplatte war (kein Prosecco!). Aber leider ist „No Promises“ tatsächlich mehr was fürs Abendessen, und das aus ganz banalen Gründen: Bruni scheint das alles mehr so hingeschlampert zu haben, hat für die ausgesucht schönen Verse von William Butler Yeats, W.H.Auden (den manche noch aus „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ kennen!), Emily Dickinson und anderen die absolut naheliegendsten Cafehaus-Akkorde hergenommen und sich zum halbherzigen Ende auch noch von einer Band begleiten lassen, die offenbar zwischen zwei Mucker-Jobs noch schnell ein Projekt eingeschoben hat – mittleres „MTV Unplugged“-Niveau, Emily Dickinsons „If You Were Coming In The Fall“ wird mit einer Eighties-Heavy-Gitarre geärgert, und in Yeats‘ „Those Dancing Days Are Gone“ verheddert sich ein Stevie-Wonder-artiges Harmonika-Solo, das möglicherweise von Stevie Wonder selbst gespielt wird.
Schön leichte Unterhaltung, sexy Stimme, aber insgesamt eine lieblose Angelegenheit, und Gedichte werden hier auch nicht interpretiert. Sie soll mal das Pariser Telefonbuch singen.