Cayucas Bigfoot

Trauen Sie niemals den traurigen jungen Männern mit den Vollbärten, den Wollmützen und den Akustikgitarren, die sich Songwriter nennen (es sei denn, sie heißen Iron &Wine): Die haben nichts zu sagen und wollen Ihnen nur ihr lauwarmes Badewasser und ihre Lidl-Rotwein-Gedanken verkaufen. Hören Sie lieber diesem etwas pummeligen Typen mit der Nerdbrille und den Brian-Wilson-Koteletten zu, der sein jugendliches Pathos in weitaus spannendere Musik kleidet. Er heißt Will Wiesenfeld, ist 24 Jahre alt, nennt sich Baths und ist ein Songwriting-Gigant. „Cerulean“, sein erstes Album von 2010, ließ auf eine Björk-und Radiohead-Jugend schließen; hier verband er auf beeindruckende Weise avancierten Pop mit mächtigen Flying-Lotus-artigen Beats. Auf „Obsidian“ sind die Rhythmen nun weniger wuchtig, dafür ist der Groove tiefer, der Pop filigraner und zugleich eingängiger, mit mehr Zug zum Tor. Crystal-Castles-Elektro trifft auf die kompositorische Klasse von Owen Pallett oder Patrick Wolf. Dazu sing Wiesenfeld über Dantes „Inferno“, griechische Mythologie und den Tod. Postmoderner Pop eben. Ziemlich irre, ziemlich eklektisch und definitiv die Platte eines Wunderkinds. Man muss wohl sehr lange suchen, um in diesem Jahr bessere Songs als „Ironworks“ oder „Phaedra „zu finden. (Anticon)

Während Wiesenfeld große Schönheit mit verstörenden Momenten durchsetzt, suchen Hanno Leichtmann, David Moss und Hannes Strobl als Denseland das Betörende gleich direkt in der Verstörung -Melodien und Harmonien gibt es nicht, stattdessen eine Stimme, die einem zu Minimaltechno und Zeitlupenfunk irritierend nah ins Ohr flüstert, grummelt, quengelt und sprechsingt. Das klingt weitaus anstrengender, als es ist. Bereits nach wenigen Stücken hat einen das Album mit dem tautologischen TItel „Like Likes Like“ hypnotisiert und wohlig eingelullt. Ein faszinierendes Werk, auch wenn man sich nach mehreren Durchläufen ein bisschen mehr Variation wünschen würde.(m=minimal)

Adam Lee Miller und Nicola Kuperus haben ihren Sound für das erste ADULT.-Album nach sechs Jahren Pause dagegen sehr wohl variiert. Hatte das Electroclash-Duo auf den ersten vier Platten durchaus Avantgarde-Anwandlungen und klang teilweise wie von Throbbing Gristle durch die Mangel gedrehte B-52’s, löst sich auf „The Way Things Fall“ alles in enorm eingängigem, aufgeräumtem, kühlem Synthie-Pop auf. Den ein oder anderen Track könnte man auch zur Untermalung eines Pet-Shop-Boys-Hits verwenden.(Ghotly/Alive)

Die anderen Boys, die mit den „Pet Sounds“ nämlich, fallen einem ein, wenn man das erste Album des kalifornischen Multiinstrumentalisten Frank Maston (nicht zu verwechseln mit Mastodon, das könnte beim Plattenkauf zu bösen Überraschungen führen) hört. Wenn es diese Musik nicht schon seit fast einem halben Jahrhundert geben würde, könnte man ihn für ein Genie halten und „Shadows“ für ein Jahrhundertwerk. So ist es einfach ein wunderbar sentimentales Album zwischen „Smile“-Psychedelia/Americana und Spaghettiwestern-Soundtrack.(Trouble In Mind/Cargo)

Der Kalifornier Zach Yudin alias Cayucas pflegt auf seinem Debütalbumg „Bigfoot“ einen ganz ähnlichen Stilmix, setzt allerdings ein paar Jahre früher an und hat den Sound der frühen Beach Boys gemeinsam mit seinem Co-Produzenten, dem Songwriter Richard Swift, durch Garage-und Surf-Rock-Anleihen ein bisschen aufgeraut.(Secretly Canadian/Cargo)

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