Cesaria Evora – Cabo Verde

Fragte man vor ein paar Jahren jemanden nach der Lage der Kapverdischen Inseln, reichten die abenteuerlichen Antworten von der Südsee über die Karibik bis zu Südeuropa (der Autor vermutete sie übrigens kurz vor Indien). Inzwischen weiß dagegen die halbe Welt, daß die trockenen, bis ins 15. Jahrhundert unbewohnten Vulkaninseln vor Westafrika liegen und man dort außer Surfen und Verdursten nicht viel machen kann, daß sich dafür aber in den Liedern des seit 1975 unabhängigen Kleinstaats portugiesische Klänge und afrikanische Rhythmen zu einer Musik verbinden, die Freunde des puren Wohlklangs in Hysterie verfallen läßt. Verantwortlich für diesen erstaunlichen Popularitätsschub ist vor allem eine Person: Cesaria Evora.

Die Karriere der 55jährigen Sängerin aus der Hafenstadt Mindelo ist wohl einzigartig: Mehrere Jahrzehnte tingelte die kleine Frau mit der großen Stimme durch die Gubs ihrer Heimat, bevor sie 1988 in Paris ihr erstes Album aufnahm. Fünf jahre später hatte sie in Frankreich ihren ersten Top-Ten-Hit, heute führt sie europaweit die sogenannten Worldmusic-Charts an. Hilfreich bei diesem sagenhaften Aufstieg war vermutlich neben ihrer Grandezza der hohe Wiedererkennungswert ihrer Musik: Über äußerst sanft rollende Rhythmen fließen die zarten Klänge diverser Streich- und Zupfinstrumente, über denen sich wiederum die volle, runde, weiche Stimme der Afrikanerin erhebt. Unwahrscheinlich entspannt und lässig ziehen so die eleganten Lieder dahin wie Tage eines akustischen Kurzurlaubs.

Daran hat sich auch auf dem siebten Album nichts geändert. Wieder singt Cesaria Evora Lieder erstklassiger Komponisten von den Kapverdischen Inseln. Wieder begleiten sie exzellente Instrumentalisten ihrer Heimat, allen voran der brillante Gitarrist Bau, der das Album auch arrangierte, sowie der begnadete Pianist Chico Serra – von beiden gibt es übrigens auch sehr gute Solo-Alben.

Und auch die Stimmungslage ist dieselbe: melancholisch, versonnen, heimatverbunden. Die steht einer gemütlich groovenden Minderheit an Coladeiras gegenüber, zu denen wohl auch Bären tanzen könnten. Und die überwältigende Qualität dieses Werks liegt wieder einmal jenseits der Perfektion von Songs, Instrumentalisten und Gesang. Denn dies ist Soul im Wortsinne. Und die Seele, um die es hier geht, kennen alle.

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