Chemical Brothers – We Are The Night :: Effektive Club-Musik mit vielen illustren Underground-Gästen
Eins muss man den Chemical Brothers lassen: Tom Rowlands und Ed Simons sind verdammt effektiv. Sie machen Dance-Music für Rock-Festivals und Mega-Raves, und das letzte Album „Pusri The Button“ wurde in den USA mit zwei Grammys bedacht. Big Beat nannte man diese „Block Rockin‘ Beats“ früher, und auch später blieb selten ein Stein auf dem anderen. Die regelmäßigen Gast-Vokalisten deklinierten nicht, wie im Dance-Genre ott üblich, die Tonleitern des Soul rauf und runter, sondern waren meist gestandene Rocksänger: Noel Gallagher, Bobby Gillespie, Bernard Sumner, Richard Ashcroft, Kele Okereke – die Chemical Brothers hatten sie alle. „We Are The Night“ ist dagegen eher eine Club-Platte: hypnotisch, psychedelisch, genau die Mischung aus House und Trance, die man in britischen Mega-Clubs und balearischen Tanz-Tempeln liebt. Doch hier klingt alles ein wenig weicher, federnder und leichter als sonst. Die Gäste sind diesmal – bis auf die Klaxons – mehr Underground-als Rockstars: Ali Love, der Conor-Oberst-Schützling Willy Mason, die Band Midlake und Fatlip, einst bei The Pharcyde.
Ali Love singt auf der Single „Do It Again“ zu einem funky Erdbeben, das von einer sexy Hammond-Orgel flankiert wird. Jeder Stop, jeder Soundeffekt ist an der richtigen Stelle – „Do It Again“ wird so ziemlich jede Tanzfläche zwischen Hackney und Harburg explodieren lassen. „The Salmon Dance“ ist dagegen schon fast ein HipHop-Track, durch den sich Fatlips Rap schlängelt – ganz gemütlich, ganz zurückgelehnt. „All Rights Reserved“ entstand in Zusammenarbeit mit den Klaxons und wird natürlich getragen von der Wucht der Band, den Ahhhaaahhhs und Uuuuhhhhs des Chors und der Kraft der beiden Sänger. Der lyrisch ruhige Rausschmeißer „The Pills Won’t Help You Now“ ist ebenfalls optimal auf die verschrobenen Texaner von Midlake zugeschnitten. Dazwischen gibt es instrumentale Tracks, die den DJ in jedem wecken – oder es zumindest versuchen.
Die Chemical Brothers wissen ganz genau, was sie tun. Und dieses Kalkulierte, dieses allzu Perfekte, ist vielleicht das Einzige, was man „We Are The Night“ vorwerfen kann. Es fehlt die wilde Anarchie, die man bei Simian Mobile Disco oder Too Many DJs findet. Aber man vergleicht ja auch nicht Pink Floyd mit Art Brut.