Chris Mills – The Silver Line

The City That Works nennt er seine Band. Und Chicago scheint tatsächlich verdammt gut zu funktionieren. Nicht nur für eine gut eingeführte Riege von Alt. Country- und Neo-Art-Post-Rockern, sondern auch für diesen 27-jährigen Songwriter, der manchen schon wie die Zukunft der Zunft heimleuchtet.

In der gar nicht so schnöden Gegenwart hält Chris Mills jedenfalls nichts von Askese, musikalisch betrachtet zumindest. „I wanted to make something bigger“, lautete die Devise vor diesem, seinem zweiten Album. So gehören Streicher und Bläser fest zum Ensemble, auch Marimbas, Glockenspiel und eine Geige (Susan Voelz von Poi Dog Pondering bzw. Giant Sand) bereichern das Arrangement-Arsenal. Wie Mills diese neuen Möglichkeiten auszureizen weiß, illustrieren zwei sehr unterschiedliche Songs beispielhaft. Während der Titeltrack seinem Titel mit leichtem Pop-Flair alle Ehre macht, spiegelt ein schweres Wogen die ganze (Liebes-) Anstrengung, die’s vermudich braucht, um letztlich hinter der Fassade eines „sweet ass (…) totally fucked“ doch noch den ersehnten „Diamond“ freizulegen. Doch auch mit einfacher Roots-Bodenhaftung kommen Milk‘ Qualitäten zum Zuge („Lullaby“).

Stupend ist die Unbefangenheit, wenn nicht Unverfrorenheit, mit der sich dieser Mann im Fundus bedient. Ein Banjo kontrastiert mit feierlichen Van-Morrison-Bläsern in „Suicide Note“, im gar nicht verschlafenen „Sleeptalking“

wird den Attractions (ca. 1983) inklusive Steve-Nieve-Klaviersolo Referenz erwiesen, die Byrds grüßen kurz in „Dry Eye“. Dabei hat man kaum das Gefühl, Mills wolle nur guten Geschmack vorführen. Songs wie die genannten sowie „I Could Not Stand To See You“ wären auch schlicht zu schade für ein nur cleveres Art-Deco-Puzzle. Schließlich besteht Chris Mills auch noch als Interpret. Den elegischen Abschiedsgruss „Don’t Be Crushed“ aus der Feder von Hawksley Workman („Delicious Wolves“) singt er mit soviel Pathos wie nötig heim.

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