Christian Kjellvander – Songs From A Two-Room Chapel :: Startracks/V2

Die Entdeckung des Skandinaischen jenseits von Aha und Abba war ein zuverlässiger Sub-Trend der letzten Jahre. Die Quelle scheint nicht zu versiegen, und solange die Qualität (noch) nicht unter der Quantität leidet, soll uns auch dieser Mann recht sein. Christian Kjellvander, gebürtiger Schwede, wuchs in den USA auf und kehrte vor zehn Jahren in die Heimat zurück. Das riecht rein biografisch verdammt nach Eagle-Eye Cherry, ist aber davon musikalisch auf seinem Solo-Debüt ähnlich weit entfernt wie von den Dinosaur Jr.-Anleihen seiner pausierenden Band Loosegoats.

Vielmehr kultiviert Kjellvander auf „Songs From A Two-Room Chapel“ als leicht orientierungsloser „Homeward Rolling Soldier“ (so der Auftakttitel) seine Spielart des „Northern Blues“, die umso einnehmender gerät, je weiter er sich von Alternative-Country-Vorgaben löst, die etwa „Broken Wheels“ schon im Titel annonciert. Schone Pedal Steel, allerdings.

Mehr Profil und zuweilen sogar einen Funken Nordlicht-Magie setzen jene Songs frei, die konzentriert, mit wenigen Strichen um eigenen Ausdruck ringen. So ist die spartanische Folk-Etüde „Allelujah“ ein früher Höhepunkt, die Kopfstimme von Ferne im Refrain verstärkt das Szenario einer gespenstischen Rückkehr. Auf seinen warmen, sicheren Tenor kann sich Kjellvander ohnehin jederzeit verlassen, gern kippt er, aber doch nicht zu oft.

Auch die familiäre Erinnerung „Log At 25“ empfiehlt sich als lullaby, „Oh Night“ hingegen wogt fiebrig auf Streicher-Crescendi, „Deliverance“ findet Halt bei einer lieblichen SpinettO-Melodie, Das Motiv des Heimkehrens, der Rückschau, der unvermeidlichen Neubewertung durchzieht diese zehn „Songs From A Two-Room Chapel“, und Kjellvander findet so formschöne wie eindringliche Sprachbilder für die Konfusion des Herzens.

„Depart and get no further than halfway around the world, ascend and get no closer than halfway around the girl“, singt er zum Schluss im schwermütigen „Rid“, erfüllt von dem Sehnen „to rid me of my wars and worries“. Könnte mit diesem Album zumindest vorübergehend klappen.

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