Cluster

1971-1981

Acht Alben der Elektronikpioniere plus rare Live-Aufnahmen

Es hat sich wohl nie eine Platte mehr Zeit gelassen als das erste Album des deutschen Elektronikduos Cluster. Minutenlang weht ein Gesumme und Geseufze heran, irre leise zunächst und sich erst nach guten 200 Sekunden auf Zimmerlautstärke schraubend, dann hört man fern ein Keyboardzischen und -fiepsen, ein paar Beckenschläge, Gitarrenhalsrutschen und unheilvolles Raunen, als hätten Pink Floyd vergessen, „Echoes“ Bassriff und Melodie zu geben. Der eindrucksvolle Beginn währt 7:42 Minuten und heißt auch so. Die Stücke „15:43“ und „21:32“ funktionieren ähnlich.

Das heute als „Cluster 71“ bekannte Debüt von Hans-Joachim Roedelius und Dieter Moebius ist in seinem so düsteren wie radikalen Minimalismus unerreicht. Zuvor waren Kluster ein Trio, mit K und dem Beuys-Schüler Conrad Schnitzler. Die Box entält das elf Jahre umfassende Hauptwerk des Duos aus Berlin, das sich in vier Phasen teilt: die spannende Pionierarbeit der ersten beiden Alben, die Versüßlichung ab 1974, als sich der harmonieselige Roedelius gegen den schroffen Moebius durchsetzte („Zuckerzeit“, „Sowiesoso“), die zwei Alben währende Zusammenarbeit mit Brian Eno („Cluster & Eno“, ­„After The Heat“) sowie der milde Ausklang bis 1981 („Großes Wasser“, „Curiosum“).

Interessant ist die neunte CD, die Ausschnitte aus Cluster-Konzerten 1972 und 1977 enthält. Die konnten sechs Stunden dauern, wie Avantgarde-Komponist Asmus Tietchens in den Liner-Notes verrät: „Sie benutzten Maschinen, aber sie hingen nicht von ihnen ab; Intuition war die entscheidende Kraft, die Möglichkeit des Scheiterns verstanden sie als Teil ihrer lebendigen Kunst.“

Die Cluster-Box gehört in ­eine Reihe mit den hervorragenden Neu!- und Harmonia-Werkschauen der jüngsten Zeit. Die CD-Schuber sind konsequent minimalistisch mit elegantem Farbverlauf gestaltet. Schade, dass man keinen Weg fand, die Originalcover zu integrieren – die Abbildungen wurden ins Booklet ausgelagert. Dennoch: Danke.