Coldplay – Mylo Xyloto
Viel Pop, viel Pathos, ein bisschen Disco - und wenig Berührendes
Ich wünschte, man hätte nichts über dieses Coldplay-Album erfahren. Wüsste nicht, dass es den bescheuerten Titel „Mylo Xyloto“ trägt und ein Konzeptalbum über zwei Außenseiter ist. Hätte nicht gelesen, dass sich die Briten mal wieder sehr gequält haben im Studio. Aber Chris Martin hat all das erzählt, und jetzt hört man die Strapazen, das Wichtigtuerische, die fehlende Leichtigkeit hinter jedem Song. Man will den Vergleich mit dieser anderen großen Stadionpathosrockband ja nicht mehr machen, aber wenn die Aufnahmen so mühsam sind, dann braucht man wohl ein kleines Genie wie The Edge, damit es später nicht nach Arbeit klingt. Wer will schon anderen Leuten beim Arbeiten zuhören?
Auch mit ihrem fünften Werk lösen Coldplay nicht das Versprechen ein, das sie mit ihren ersten beiden Alben gegeben haben. Wieder nicht der große Wurf! Stattdessen Stücke, deren Titel schon so banal klingen, wie die Melodien es dann sind: „Hurts Like Heaven“ ist in den 80er-Jahren hängen geblieben, an „Paradise“ summt man sich schnell satt, „Every Teardrop Is A Waterfall“ strotzt vor Klischees. Es regnet viele Tränen auf „Mylo Xyloto“, wenn Martin nicht gerade in der Disco tanzt, und am schönsten ist es doch wieder, wenn die Band sich nicht so anstrengt, modern zu klingen, und etwas weniger auf die Keyboards haut. Das zurückgenommene „Us Against The World“ greift ans Herz, „Up In Flames“ ebenso.
Das Wunderwerk kommt dann wohl nächstes Mal. Falls Coldplay sich noch einmal aufraffen können, ins Studio zu gehen. Vorerst bleibt diese kleine Enttäuschung, aber auch dafür hat Martin schon den passenden Rat: „Don’t Let It Break Your Heart“! (EMI) Birgit Fuss
Beste Songs: „Us Against The World“, „Up In Flames“