Colson Whitehead :: Zone One

Eingefleischte Horrorfans werden diesen Roman hassen. Zwar ist New York nach der Zombie-Apokalypse von hungrigen Toten bevölkert, und Colson Whitehead geizt nicht mit blutrünstigen Schilderungen ihres unstillbaren Appetits. Doch eigentlich interessiert sich der Autor viel mehr für die philosophischen Konsequenzen der Mittelmäßigkeit seines Protagonisten, für Marketing über Social Media, für den Konsum und die Nostalgie der Popkultur, die sinnentleerten Werte und Rituale der westlichen Welt, wie wir sie kennen. Sein statisches und handlungsarmes Endzeitszenario „Zone One“, angesiedelt im südlichen Teil von Manhattan, springt deshalb von einer Rückblende zur nächsten, was stets zum Anlass genommen wird, sich über irgendein Phänomen der Gegenwart den Kopf zu zerbrechen, das darauf hindeutet, dass ohnehin alles den Bach runtergeht. Am meisten faszinieren den Erzähler die sogenannten Irrläufer, Untote, die an einem für sie bedeutenden Ort verharren – etwa der „Vitamin-Shop-Verkäufer im Stillstand zwischen den Regalen, ausgelaugt inmitten des Überflusses, der Fläschchen mit alten Heilmitteln und Placebokapseln“ –, bis ihnen jemand den Schädel wegbläst. Vieles ist natürlich scharfsinnig beobachtet und wird brillant analysiert, der Plot allerdings tritt auf der Stelle. Der Roman ist also nur besonders furchtlosen Lesern zu empfehlen. (Hanser, 19,90 Euro)

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